Hass und Hetze im Netz. Atemlose Jagd auf Chats und Plagiate. Öffentliche Anschuldigungen lassen Menschen zerbrechen. Was hat uns so feindselig gemacht? Ist am Ende gar zu viel des Gutgemeinten schuld? Psychiater Reinhard Haller (72) gibt wichtige Antworten.
„Krone“: Herr Professor, auch Prominente hielten zuletzt dem Druck öffentlicher Anschuldigungen nicht mehr stand. Mit tragischen Folgen. Liegt das Problem bei den Jägern oder den Gejagten?
Reinhard Haller: Vorweg: In beiden Fällen, auf die Sie anspielen, kennen wir nicht die gesamten Hintergründe. Nicht immer ist es so vordergründig, wie es aussieht. Oft gibt es auch andere Faktoren, die wir nicht kennen. Auf keinen Fall aber ist es ein Mangel an Resilienz. Öffentliche Anschuldigungen führen zu einer enormen Belastung. Das darf man nicht unterschätzen. Diese ist subjektiv noch viel größer als von außen vermutet. Ich habe das Vergnügen ja auch schon gehabt. Man ist quasi ausgeliefert. Auch wenn am Ende nichts von all den Anschuldigungen übrig bleibt. Sich von Social Media abzumelden oder nicht Zeitung zu lesen, reicht nicht. Man kann sich praktisch nicht entziehen. Der öffentliche Pranger ist erbarmungslos. Nicht so wie im Mittelalter begrenzt über drei Tage irgendwo in einer Stadt, sondern überall und das über einen sehr, sehr langen Zeitraum, der ganze Existenzen zerstören kann.
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