Gründer-Boom in Wien

Immer mehr wollen „endlich der eigene Chef“ sein

Wien
12.02.2024 15:10

Fast 9500 Firmen wurden 2023 in Wien neu gegründet, so viel wie seit 15 Jahren nicht. Die Gründer sind meist junge Menschen, die sich von einem eigenen Unternehmen mehr Freiheit erhoffen als im Angestelltenjob. Das kann gutgehen, muss aber nicht - denn eigentlich braucht es drei verschiedene Talente.

Mehr „Flexibilität bei der Zeit- und Lebensgestaltung“: Das war der Hauptgrund für 9483 Wiener, im letzten Jahr ihre eigene Firma zu gründen. Damit wagten hier so viele Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit wie seit 15 Jahren nicht. 23 Prozent aller österreichischen Firmengründungen entfallen damit auf Wien. Spannend: Das Motiv, mit der eigenen Firma mehr Freiheiten als im Angestelltenjob zu haben, spielte noch 2010 bei einer Umfrage kaum eine Rolle.

Altersschnitt sinkt immer weiter
Die Gründer werden immer jünger: Der Durchschnitt in Wien liegt inzwischen bei 36 Jahren, über zwei Jahre jünger als sonst in Österreich. Unternehmergeist kennt jedoch keine (Alters-)Grenzen nach oben: Der älteste Wiener Gründer des Jahres 2023 war 87 Jahre alt. Nach unten gibt es indes sehr wohl Grenzen: Erst mit 18 Jahren darf man in Österreich eine Firma gründen. Die Wirtschaft fordert, diese Grenze auf 16 Jahre zu senken, wie das in anderen europäischen Ländern schon umgesetzt sei - und jungen Menschen, etwa im Schulunterricht oder auf Berufsmessen, generell nahezulegen, dass Unternehmertum eine Karrieremöglichkeit sei.

Jungunternehmen in Zahlen

Die Firmengründungen des Jahres 2023 bedeuten auch 16.800 neue Arbeitsplätze, davon 7290 für Angestellte der neuen Chefs. Insgesamt schaffen die Jungfirmen eine Wertschöpfung von 1,6 Milliarden Euro. Aktuell „überleben“ 93 Prozent der Firmen ihr erstes Jahr, 82 Prozent ihr zweites, 73 Prozent ihr drittes, 66 Prozent ihr viertes und 62 Prozent ihr fünftes.

Dass vor allem junge Jungunternehmer ein falsches Bild vom Leben als Selbstständige haben, will Clemens Schmidgruber von der Jungen Wirtschaft Wien zwar nicht bestätigen, er räumt aber ein, dass vor allem Einpersonenunternehmen - sie machen 82 Prozent der Neugründungen in Wien aus - selten alles haben, was es braucht: „Es braucht einen für Zahlen und Rechtliches, einen, der sich mit Technik und Abläufen auskennt, und einen, der verkaufen kann.“ Man solle also am besten „im Team“ gründen und sich andernfalls Expertise von außen dazuholen.

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Ich wollte statt in der Buchhaltung mit Menschen arbeiten. Wenn man in etwas Liebe hineinsteckt und merkt, dass etwas zurückkommt, ist das sehr erfüllend

(Bild: WKW / Max Slovencik)

Unternehmensgründerin Ulrike Tangerner

Ulrike Tangerner, die statt ihres Buchhalter-Jobs nun ihre Innenstadt-Greißlerei „feinklein“ führt, ist die Ausnahme von der Regel: Schon ihre Eltern hatten ihr eigenes Geschäft und sie lernte alle Seiten des Unternehmertums von klein auf aus erster Hand: „Ich habe gewusst, was mich erwartet.“ Sie räumt ein, dass sie den Sprung in die Selbstständigkeit auch deshalb wagte, weil sie mit einiger Sicherheit im Notfall auch wieder in ihrem alten Beruf eine Anstellung findet.

Wer mit dem Gedanken an die Selbstständigkeit spielt, solle nicht zögern, die Beratungsleistungen der Wirtschaftskammer in Anspruch nehmen, unterstreicht Schmidgruber. 38.000 Kontakte hatte das Gründerservice der Kammer im Jahr 2023. Bei Ideen für eine eigene Firma sieht er Suchen nach einer Marktnische als nicht so wichtig an. Das Wichtigste für Erfolg mit einer Firma sei immer noch: „Etwas suchen, worin man gut ist und wofür man Leidenschaft hat“.

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