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“Perverse” Pinguine schockierten Polarforscher

Wissenschaft
11.06.2012 16:43
Mit seinen weißen Ringen um die Augen und dem typischen schwarzen "Frack" wirkt der Adeliepinguin zwar putzig, seine sexuellen Präferenzen dürften den britischen Forscher George Murray Levick aber derart schockiert haben, dass er seine mühsam erstellen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1913 einfach unter den Teppich kehrte. Jetzt sind die Berichte seiner Expeditionen in die Antarktis aufgetaucht und werden erstmals in einem Museum ausgestellt. Experten warnen aber, die Tiere aufgrund der Berichte als "pervers" zu bezeichnen.

George Levick war Schiffsarzt der legendären "Terra Nova"-Expedition von Polarforscher Robert Falcon Scott an den Südpol. Für den Teamleiter und mehrere Expeditionsmitglieder endete die Forschungsreise zwar tödlich, George Levick überlebte das eisige Abenteuer aber. Doch das, was er gesehen hatte, lastete offenbar schwer auf ihm, berichtet die BBC. Anders sei es nicht zu erklären, dass Levick seine wissenschaftlichen Aufzeichnungen geheim hielt.

Von 1910 bis 1913 studierte Levick das Verhalten der Adeliepinguine am Kap Adare, doch einiges, was die Tiere taten, war wohl zu viel für den Arzt. Besonders das, wie Levick schrieb, "schändliche Sexualverhalten der männlichen Hooligans", die versuchten, sich mit toten Weibchen zu paaren. Diese vermeintliche Nekrophilie dürfte den guten Doktor derart aus der Fassung gebracht haben, dass er seine Erkenntnisse lieber auf Griechisch niederschrieb, so die BBC. Auch über sexuelle Angriffe auf Jungvögel sowie homosexuelle Neigungen der Pinguine entrüstet sich Levick in seinen Aufzeichnungen.

Sexualverhalten einfach verschwiegen
Nach seiner Rückkehr nach England veröffentlichte Levick ein Schriftstück unter dem Titel "Sexual Habits of the Adelie Penguin", von dem er allerdings lediglich 100 Stück drucken und verteilen ließ. In seiner berühmt gewordenen Studie "The Natural History of the Adelie Penguin" verschwieg der Wissenschaftler seine Beobachtungen über das Sexualverhalten der Tiere ganz. 

Von dem ersten Schriftstück existieren heute nur noch zwei Exemplare, von denen eines gemeinsam mit den handschriftlichen Aufzeichnungen Levicks nun im Natural History Museum in London zu sehen sein wird. Kurator Douglas Russel entdeckte es beim Stöbern in den Archiven des Museums. 

"Es sind Vögel, keine Menschen"
Mit seinen Aufzeichnungen zur Verhaltensforschung habe Levick einen außergewöhnlichen Beitrag geleistet, gewisse Beobachtungen allerdings missinterpretiert, sagte Russel der BBC: "Er tappt gewissermaßen in die gleiche Falle wie eine Menge anderer Leute, die Pinguine als Vögel mit zwei Beinen und als kleine Menschen betrachten. Das sind sie aber nicht. Es sind Vögel, und als solche sollten sie interpretiert werden." 

So seien etwa die sexuellen Handlungen an toten Weibchen in keiner Weise mit Nekrophilie bei Menschen zu vergleichen, denn allein die Position erwecke bei den Männchen nun mal eine sexuelle Reaktion, betont Russel. Die männlichen Tiere aus Levicks Studie konnten zwischen den lebenden gattungsbereiten und den toten weiblichen Tieren, die in derselben Position lagen, schlichtweg nicht unterscheiden. Gemeinsam mit seinen Kollegen interpretierte Russell Levicks Aufzeichnungen deshalb neu, um sie nun im Fachmagazin "Polar Record" zu veröffentlichen.

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