Die Börse kocht, die Gerüchteküche brodelt: Chinas Online-Gigant JD.com will offenbar zuschlagen und die MediaMarkt-Saturn-Mutter Ceconomy übernehmen! Die Aktie des deutschen Elektronikhändlers, der auch in Österreich stark vertreten ist, schießt bereits in die Höhe.
Konkrete Zahlen liegen bereits auf dem Tisch: JD.com erwägt ein Angebot von 4,60 Euro je Ceconomy-Aktie – 23 Prozent über dem letzten Schlusskurs. Bei einer Bewertung von 2,2 Milliarden Euro wäre das ein Paukenschlag für den deutschen Einzelhandel. Die Ceconomy-Aktie reagierte prompt und legte zeitweise um zwölf Prozent zu. Seit Jahresbeginn ist sie bereits um 60 Prozent gestiegen.
Noch ist nichts unterschrieben. Es gäbe noch keine rechtlich bindende Vereinbarung, betont Ceconomy. Ob der Deal wirklich kommt, bleibt offen. Doch die Spekulationen reißen nicht ab – schon 2023 gab es ähnliche Gerüchte.
Die Machtfrage: Wer entscheidet über den Deal?
Ein Name steht im Mittelpunkt: die Familie Kellerhals. Die MediaMarkt-Saturn-Gründer halten knapp 30 Prozent der Ceconomy-Anteile und sind damit die entscheidenden Strippenzieher. Doch bisher schweigt die Dynastie. Auch Haniel (16,7%) und kleinere Aktionäre wie Meridian oder Beisheim halten sich bedeckt.
Und JD.com? Der chinesische Online-Riese (Nummer zwei nach Alibaba) mit einem Umsatz von 159 Milliarden Dollar gibt sich stumm. Doch die Strategie ist klar: Schwächelt der Heimatmarkt, wird im Ausland expandiert. Schon im Vorjahr scheiterte ein Übernahmeversuch beim britischen Konkurrenten Currys. Jetzt könnte Europa durch Ceconomy ins Visier geraten – mit über 1000 Filialen ein verlockendes Ziel.
Bedenken wegen ausländischer Einflussnahme
„Die Übernahmepläne von JD.com könnte Ceconomys Digitalisierung und Logistik stärken“, sagt Marktanalyst Jens Klatt vom Brokerhaus XTB gegenüber dem deutschen Handelsblatt. Doch er warnt auch: Es gäbe Bedenken wegen ausländischer Einflussnahme. Behörden könnten den Deal verzögern – ein möglicher Stolperstein.
Spannend auch die Frage: Was würde JD.com anders machen? In China dominiert der Konzern mit rasend schnellen Lieferungen und Rabatt-Schlachten. Würde dieser Turbo-Stil auch in Europa funktionieren?
Ceconomy: Vom Nachzügler zum Übernahme-Kandidaten?
Lange galt Ceconomy als Digitalisierungs-Schläfer. „Alles andere als ein Best Practice“, urteilte E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Doch Ex-Chef Karsten Wildberger trieb die Transformation voran, bevor er als Digitalisierungsminister zu Friedrich Merz (CDU) wechselte.
Trotzdem: Der Online-Umsatz bleibt hinter Corona-Zeiten zurück. Ein Ceconomy-Sprecher betont, dass das Unternehmen auf einem erfolgreichen Weg sei. Doch reicht das, um im globalen Wettbewerb zu bestehen?
Chinas Riesen schlagen zu und bringen lokale Händler weiter unter Druck
Die großen chinesischen Plattformen seien schon länger als Käufer im Gespräch gewesen, so E-Commerce-Experte Jochen Krisch zum Handelsblatt. Für JD.com wäre Ceconomy der perfekte Einstieg in Europa. Doch der Druck auf lokale Händler würde noch weiter steigen.
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