Bereits im Jahr 1851 wurde in Strettweg der kulturhistorisch bedeutende "Strettweger Kultwagen" (Bild 2) in einem damals freigelegten, reich ausgestatteten hallstattzeitlichen Fürstengrab gefunden. Das Meisterwerk eisenzeitlichen Kunsthandwerks wurde in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts vor Christus gefertigt und ist weltweit einzigartig.
Gräber mittels Bodenradar entdeckt
Unweit dieses Fundortes am Fuße des Falkenberges hat das Archäologen-Ehepaar im Vorjahr mithilfe von Bodenradar neben dem "alten" Fürstengrab weitere Gräber geortet, die unter riesigen Hügeln verborgen sind. Seit Mitte Mai waren die Archäologen damit beschäftigt, eines der Gräber genauer zu untersuchen. Diese sei "in einem gänzlich unberaubten Zustand", das heißt in seinem ursprünglichen Umfang, aufgefunden worden, erklärte Georg Tiefengraber im Gespräch.
"Die eigentliche Grabkammer ist rund acht mal acht Meter groß und war nur in wenigen Steinlagen erhalten. In ihr wurden drei Menschen - der Fürst, ein weiterer Mann und eine Frau -, die allesamt verbrannt worden waren, in Bronzegefäßen bestattet", so der Forscher.
Tote mit verschiedenen Beigaben bestattet
Die Toten wurden mit Keramiken, Waffen, Gürtel, eisernem Pferdegeschirr und Wagenbestandteilen sowie anderen Gegenständen beigesetzt. "Dem Fürsten wurde sein prunkvoller, ursprünglich goldglänzender Bronzehelm, der mit kleinen Bronzefiguren und roter Bemalung verziert war, mitgegeben. Ein vorzüglich erhaltenes, bronzenes Schwert (Bild), das noch fast 300 Jahre älter ist als die eigentliche Bestattung, diente dem Fürsten als Insignie der Macht", so Tiefengraber.
"Die Beigaben erlauben eine Datierung in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts beziehungsweise um 600 vor Christus", vermuten die Archäologen. Der bestattete Fürst könnte somit ein direkter Vorgänger des Fürsten mit dem Kultwagen sein. Die Datierung leitet Tiefengraber aus den gefundenen Bronzefibeln (links oben), die einst als Trachtenbestandteile dienten, ab: "Bronzefibeln waren schnellen Modeschwankungen unterworfen und lassen sich zeitlich sehr gut einordnen."
Weitere Grabungen im Herbst geplant
Die rund 100 Fundstücke werden in der Steiermark, aber auch im römisch-germanischen Zentralmuseum in Mainz restauriert. Nach der wissenschaftlichen Untersuchung sollen sie im Stadtmuseum Judenburg ausgestellt werden. Im Herbst wollen die beiden Archäologen jenes Fürstengrab, in dem sich der Kultwagen befand, genauer unter die Lupe nehmen.
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