Van der Bellen-Appell:

„Wir brauchen Zuversicht, um zu überleben“

Politik
01.01.2024 17:00

In seiner alljährlichen Neujahrsansprache aus der Wiener Hofburg appelliert Bundespräsident Alexander Van der Bellen an die österreichische Bevölkerung, Zuversicht und Vertrauen in eigene Fähigkeiten walten zu lassen. Er spricht über das bevorstehende Superwahljahr, den Klimanotstand und darüber, warum mehr Vernunftdenken nötig ist. „Reden wir mehr miteinander, weniger gegeneinander.“

„Ich habe eine Wunsch ...“ Ja, so mancher Politiker hat einen Traum („I Have a Dream“ bzw. „Ich habe einen Traum“ ist der Titel einer berühmten Rede von Martin Luther King, Anm.). Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen hingegen gibt sich mit Wünschen zufrieden - wenn auch eindringlichen.

In seiner Neujahrsansprache bittet er - zusammengefasst - um mehr Vernunft, Zuversicht, lösungsorientiertes Handeln, ein besseres Miteinander und „einen lebenswerten Planeten, ein lebenswertes Österreich“ für unsere „friedliebende und wohlwollende Leistungsgesellschaft“ - auch für „die Zeit nach uns“.

„Mehr miteinander reden“
„Wir alle haben Hoffnungen und Wünsche für das neue Jahr. Hier sind einige meiner wichtigen: Ich wünsche mir, dass es uns als Gesellschaft gelingen möge, wieder mehr miteinander zu reden. Und weniger übereinander“, so der 79-Jährige.

„Nicht nur in extremen Rändern unterhalten“
„Und wenn‘s geht, lassen Sie uns dabei nicht ständig in Entweder/oder-Kategorien fallen. Schauen wir, dass wir uns nicht nur in den extremen Rändern unterhalten. Schauen wir doch auch einmal, was sich in der Mitte abspielt. Und um in diese Mitte zu gelangen, müssen wir uns alle bewegen. Das war immer der österreichische Weg und ich hoffe, dass wir in Zukunft wieder mehr danach handeln“, betont er.

„Wir haben uns in den letzten Jahren angewöhnt, uns vor allem mit denen zu unterhalten, die ohnehin derselben Meinung sind wie wir. Und ich glaube, dass das auf Dauer nicht gut für unser Zusammenleben ist. Abgesehen davon, dass es langweilig ist. Wer sich immer nur in der eigenen Meinung bestätigen lässt, wird nie zu neuen Erkenntnissen kommen“, spricht er weiter.

Jahr voller Wahlkämpfe erwartet uns
Besonders in diesem Jahr werden wir die Fähigkeit, miteinander zu reden, brauchen: Es stehen verschiedene Landtagswahlen, Gemeinderatswahlen, eine Wahl zum Europäischen Parlament und eine Nationalratswahl bevor. Und davor und dazwischen jeweils ein Wahlkampf.

Emotion als Wahlkampfmittel
„Ich habe nichts gegen Emotionen, aber in Wahlkämpfen werden sie meistens dann eingesetzt, wenn die Argumente ausgehen. Und dann holen sie selten das Beste in uns hervor“, erinnert er. Er bittet darum, „wahlwerbende Parteien“ zu „prüfen und zu beurteilen“, und zwar nach dem, was „sie aus den Menschen hervorholen“.

„Wird Zeit nach uns geben“
Auch wünsche er sich „mehr Vernunft für unsere Heimat“ und „Vernunft in allen politischen Parteien“. Denn auch nach der Wahl sollten wir „uns noch in die Augen sehen können“. Vor allem im Hinblick darauf, dass es „auch eine Zeit nach unserer Zeit“ geben werde.

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Wissenschaft, Fakten, Wahrheit ändern sich nicht, nur weil wir sie nicht glauben.

Alexander Van der Bellen

„Fakten ändern sich nicht, nur weil wir nicht daran glauben“
Wer die Folgen von Treibhauseffekt und Klimanotstand leugne, sei „ignorant“. „Wissenschaft, Fakten und Wahrheit ändern sich nicht, nur weil wir sie nicht glauben“. Man brauche nicht an Fakten zu rütteln, an „denen es nichts zu rütteln“ gebe. Energien solle man dafür einsetzen, „Probleme zu lösen“. 

Darum sei mehr Zuversicht nötig. Auch, wenn man „schief angesehen wird oder für naiv gehalten“. Zuversicht in unserer „leistungsfähigen Gesellschaft, die einfallsreich, mitfühlend und friedliebend“ sei, ist schlichtweg nötig, um „zu überleben“, betont unser Staatsoberhaupt. „Und wenn man sich einmal angewöhnt hat, nach den guten Dingen Ausschau zu halten, dann sieht man plötzlich immer mehr davon.“

Jeder Einzelne trage etwas für eine gute Zukunft bei. „Unsere Kraft und Energie. Unsere Neugierde. Unsere Offenheit. Unsere Solidarität. Wir alle tragen etwas bei. Mit dem, was wir eben können.“

„Möge 2024 besser werden, als Sie es erwarten“
„Meine Damen und Herren, das sind so Dinge, die ich mir für uns alle wünsche“, schließt Van der Bellen. „Ich glaube fest daran, dass sie in Erfüllung gehen werden. Ich wünsche Ihnen ein großartiges Jahr 2024. Möge es noch besser werden, als Sie es erwarten. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“

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