Schule ohne Klassen

Neues Lernen: „Unterricht ist aller Übel Anfang“

Österreich
15.12.2023 06:00

Die deutsche Alemannenschule in Baden-Württemberg macht vor, was in Österreich kaum denkbar ist: Lernen ohne Klassen, Schulstunden und Tests. Die „Krone“ erlebte vor Ort, dass lernen auch ohne den klassischen, veralteten Strukturen möglich ist - vielleicht sogar erfolgreicher ...

Reges Treiben auf dem Schulhof, Mädchengruppen lachen, Burschen stehen im Kreis - die Alemannenschule im deutschen Wutöschingen wirkt auf den ersten Blick völlig normal. Sobald die Klingel ertönt, stürmen die Schüler aber nicht in ihre Klassenzimmer, warten ehrfürchtig auf ihre Lehrer. In Gruppen sitzen sie am Boden, in gemütlichen Sitzecken oder tippen still in ihr Tablet auf Arbeitsplätzen. Denn den bei uns so verbreiteten Frontalunterricht gibt es dort nicht.

Kann Schule ohne Unterricht funktionieren?
Die „Krone“ konnte sich mit der Wirtschaftskammer Österreich vor Ort ein Bild von der einzigartigen Art zu lernen machen: Schüler erarbeiten den Lernstoff selbstständig, die Lehrer stehen nur jederzeit für Fragen zur Verfügung. Wann ein „Lernpaket“ überprüft wird, entscheiden die Kinder je nach ihrem Fortschritt. Wöchentliche Einzelcoachings helfen, die individuellen Stärken zu erarbeiten - denn genau auf diese wird der Fokus gelegt.

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Unterricht ist aller Übel Anfang. Man muss den Kindern Zeit geben, etwas Sinnvolles zu machen.

Schuldirektor der Alemannenschule Stefan Ruppaner

„Unterricht ist aller Übel Anfang. Man muss den Kindern Zeit geben, etwas Sinnvolles zu machen. Auf Dauer kommen wir nur weiter, wenn wir Generationen erziehen, die früh Verantwortung übernehmen können“, spricht Schuldirektor Stefan Ruppaner über seine Visionen. In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Wutöschingen ist es Ruppaner gelungen, das umzusetzen - äußerst erfolgreich: Im nationalen Vergleich schneidet die Alemannenschule überdurchschnittlich ab.

Etwas, was auch in Österreich wünschenswert wäre: „Die PISA-Ergebnisse müssen für uns ein Weckruf sein, unser Schulsystem kritisch zu hinterfragen. Die Gemeinde hat es geschafft, eine Brennpunktschule, die vor der Schließung stand, zum international viel beachteten Musterprojekt zu machen. Es ist beeindruckend, wie die Kinder hier zum selbstständigen Lernen motiviert und zu Kreativität und Verantwortungsbewusstsein angeleitet werden - und zugleich bei Vergleichstests weit überdurchschnittlich abschneiden“, so Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich Amelie Groß.

„Eine gesamtgesellschaftliche Vision“ auch in Österreich
Ein vergleichbares Projekt gibt es bei uns bereits: die Lernende Gemeinde von Bildungsexperte Andreas Salcher. Die bereits in drei österreichischen Gemeinden umgesetzt wurde - ein Anfang. „Das Konzept ist kein isoliertes Schulreformprojekt, sondern eine gesamtgesellschaftliche Vision“, beschreibt Salcher. Ziel ist es, dass Lernen nicht nur in der Schule stattfindet, sondern auch Unternehmen, Betriebe, die Politik und Vereine mit eingebunden werden. 

Etwas, was die deutsche Alemannenschule schon aktiv lebt - denn der Biologieunterricht findet dort auf Bauernhöfen statt, über Politik lernen sie im Rathaus. Außerschulische Aktivitäten, wie Leistungssport, wird ihnen auf die entsprechenden Noten angerechnet. „Lust am Lernen und Leistung sind kein Widerspruch, ganz im Gegenteil!“, fordert WKO-Vizepräsidentin Groß. Und Wutöschingen macht es vor. 

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