Überraschend war der Abstieg aus der Fußball-Bundesliga für Austria Lustenau wahrlich nicht. Dennoch kam die Gewissheit, die sich am Samstag nach einem 1:0 gegen Blau-Weiß Linz einstellte, daher wie ein Faustschlag ins Gesicht.
„Es ist eine große Enttäuschung und Leere in mir“, sagte Trainer Andreas Heraf. Pius Grabher sparte nicht mit kritischen Tönen, gab sich aber trotzig: „Wenn wir aus der Trauerphase draußen sind, dann heißt es Kräfte bündeln und ein neues Ziel angehen.“
Der Kapitän brachte die Stimmung in der Mannschaft nach dem traurigsten Sieg in dieser Saison auf den Punkt. „Es tut natürlich unfassbar weh, dass wir uns aus der Bundesliga verabschieden müssen“, diktierte er ins Sky-Mikrofon, nachdem sich Altach mit einem 1:0 bei der WSG Tirol den Klassenerhalt gesichert hatte. Lustenau waren so die Hände gebunden, selbst ein zweistelliger Sieg hätte nichts mehr am Schicksal geändert. „Jeder trauert über uns. Wir sind einfach in Österreich ein Kultverein“, meinte Torhüter Domenik Schierl. „Sehr traurig“ zeigte sich auch Fabian Gmeiner.
„Wir haben von unserer Seite alles gemacht, um es zu schaffen, aber in Wahrheit war der Rucksack aus dem Herbst einfach zu groß“, analysierte Heraf. Mit seiner Amtsübernahme im Dezember ging ein Ruck durch die Mannschaft, so wie auch die Ergebnisse nach und nach einen Aufwärtstrend zeitigten. In den 14 Spielen unter dem Wiener gab es vier Siege, fünf Remis und fünf Niederlagen. Das ergibt einen Punkteschnitt von 1,21 pro Spiel – in den 17 Partien unter Markus Mader und seinen interimistischen Nachfolgern schauten im Schnitt nur kümmerliche 0,18 Punkte heraus.
Da liegt der Hund begraben
„Die Mannschaft, die seit dem Winter zusammen ist, kann definitiv nichts für den Abstieg. Ich glaube, man hat gesehen, dass da richtig viel Leben drin ist, dass super Jungs dazu gekommen sind“, bewertete auch Lustenau-Urgestein Grabher dem im Winter eingeschlagenen Kurswechsel samt Neuzugängen wie Matheus Lins und Nico Gorzel positiv. Die Verantwortlichen um den scheidenden Sportkoordinator Alexander Schneider müssen wohl oder übel mit dem Vorwurf leben, dass dieser zu spät erfolgt ist.
Für Grabher liegt der Hund aber woanders begraben. „Ich glaube, dass einfach im Sommer im Transferfenster viel zu viele Fehler passiert sind“, sagte der Mittelfeldmotor, der dem Verein wie viele Kollegen in der 2. Liga erhalten bleiben wird. „Wenn du als so kleiner Verein wie Austria Lustenau mit dem geringsten Budget so gravierende Fehler machst, dann ist es schwer das aufzufangen.“ Welche „Fehler“ er meinte, wollte Grabher nicht konkretisieren. Fakt ist, dass als Leistungsträger verpflichtete Spieler wie Nikolai Baden Frederiksen und Boris Moltenis und andere überhaupt nicht einschlugen und im Winter wieder weg waren.
Ob auch Heraf in der 2. Liga an Bord bleibt, wird sich nach demnächst anstehenden Gesprächen weisen. „Es würde mir Riesenspaß machen, dieses Projekt auch nächstes Jahr wieder anzugehen. Auf der anderen Seite weiß man, wie schwierig es ist, wieder direkt aufzusteigen. Aber ich traue es uns eigentlich zu“, sagte der 56-Jährige, der die Grün-Weißen schon von Mai 2003 bis Juni 2005 gecoacht hatte. Nach dem Abstieg 2000 dauerte es 22 Jahre, bis Lustenau zurück in der Bundesliga war. Bereits 2025 soll das neue Reichshofstadion fertig sein.
Abschied gegen Altach
Ihr Abschiedsspiel absolvieren die Lustenauer am kommenden Samstag just beim Derby in Altach. Der Ländle-Konkurrent durfte dank einer ungewohnt effizienten Vorstellung am Innsbrucker Tivoli nach einem einmal mehr brisanten Saisonfinale aufatmen. „Es war eine anstrengende Zeit, seit drei, vier Wochen war die Anspannung greifbar. Jetzt sind wir froh, dass wir da draußen sind“, sagte Trainer Joachim Standfest, der sein Team noch vor Monaten eigentlich in etwas höheren Tabellenregionen gesehen hatte. Der Jubel nach dem 1:0 gegen die WSG Tirol habe bei ihm ein „Emotionschaos“ verursacht, betonte der Steirer denn auch bei Sky. „Es liegt mir im Magen, dass wir überhaupt nicht in diese Situation hätten kommen dürfen.“
Standfest blickte nach seinem ersten Jahr als Erstliga-Coach der kommenden Saison allerdings schon wieder recht optimistisch entgegen. „Wir waren ein neu zusammengewürfeltes Trainerteam, haben sicher die eine oder andere Fehlentscheidung getroffen. Ich bin noch zu sehr Spieler, das ist der falsche Weg“, stellte der 40-Jährige fest. So sei er manches Mal auch „zu nachgiebig“ gewesen. Drängendste Personalfrage sei jene im Angriff. „Im Sommer haben wir händeringend nach einem Stürmer gesucht, im Winter auch. Dass wir da Baustellen haben, wissen wir.“
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