Die Zukunft der Medizin beginnt in einem Keller der Med-Uni Innsbruck. Dort steht ein Gerät, mit dem erstmals das gesamte Erbgut von Menschen dargestellt werden kann. Es ist laut Uni die erste Maschine dieser Art in Österreich. Sie hilft, Ursachen von Krankheiten zu finden. Ab 2024 soll das Erbgut von 2000 Österreichern entschlüsselt werden.
Wie ein großer Kühlschrank schaut die Maschine aus, die seit kurzem im Keller des Instituts für Humangenetik der Medizin-Uni Innsbruck steht. Knapp 1 Million Euro hat sie gekostet. Was sie kann, ist die Zukunft der Medizin. „Erstmals erhalten wir innerhalb von 30 Stunden ein Bild des gesamten Erbguts eines Menschen“, erklärt Institutsdirektor Johannes Zschocke.
In 30 Stunden erhalten wir ein Bild des gesamten Erbguts.
Forscher Johannes Zschocke
Der Forscher vergleicht das Erbgut (Genom) mit einer Bibliothek, in der 3,1 Milliarden genetische Buchstaben gesammelt sind. Diese Buchstaben sagen aus, wer wir sind: Im Erbgut ist nicht nur unser Äußeres ablesbar, sondern auch – und das ist für die Medizin entscheidend –, warum wir bestimmte Erkrankungen bekommen.
Ursachen und Risiken für Erkrankungen finden
„Diese Methode ermöglicht es, Ursachen für Erkrankungen und Risikofaktoren zu klären“, beschreibt der Institutsdirektor den Nutzen. So kann etwa das Risiko für Brustkrebs damit abgeklärt werden. In Innsbruck kommt die neue Maschine vor allem bei seltenen Erkrankungen zum Einsatz, die mit anderen Methoden nur schwer zu entschlüsseln sind.
Forscher weist auf die große Verantwortung hin
Die Technik kann viel – doch was tun mit dem Wissen? Zschocke spricht von großer Verantwortung und gibt zu bedenken, dass Wissen nicht immer automatisch heilt. Denn was tun, wenn man eine Veranlagung für eine schwere Alterserkrankung entlarvt, dem Patienten aber keine Prävention oder Therapie anbieten kann?
Geplant: Erbgut von 2000 Österreichern analysieren
Noch lassen sich die Daten aus der Erbgut-Bestimmung nicht immer eindeutig lesen. Doch die Wissenschaft lernt schnell dazu. Die Med-Uni Innsbruck tut dies auch im Rahmen eines Projekts, das 2024 starten soll. Dabei soll das Erbgut von 2000 Österreichern umfassend analysiert und regionale Unterschiede erkannt werden. Denn die gibt es, wie man bereits weiß. Und das erschwert derzeit noch die Deutung der Daten aus dem „Kühlschrank“.
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