In Gaschurn, der flächenmäßig größten Gemeinde Vorarlbergs, gibt es ein großes Wanderwegenetz, das teilweise auch im Winter begehbar ist. Spannend ist zudem die Geschichte der Kapelle auf einem Hügel bei der Ill.
Gaschurn ist mit über 176 Quadratkilometer flächenmäßig die größte Gemeinde Vorarlbergs. Der Ortskern befindet sich auf rund 980 Meter Höhe in der Talschaft Montafon. Die Gemeinde wird von der Ill durchflossen - rechts des Ufers erheben sich die Gipfel des Verwalls, links die Bergriesen der Silvretta. Gaschurn war in der Vergangenheit wiederholt von Lawinenkatastrophen und Vermurungen betroffen, durch umfangreiche Schutzverbauungen konnten die Naturgefahren mittlerweile erheblich gemindert werden.
Von Wasserkraft und Tourismus geprägt
Nach dem Ersten Weltkrieg begannen die Vorarlberger Illwerke mit der Erschließung der Wasserkraft zur Energiegewinnung. Im Zuge dessen entstanden unter anderem der Vermuntsee und das Vermuntwerk im Ortsteil Partenen mit der Rheinlandleitung als erster Hochspannungsleitung Mitteleuropas. Der einstige Bauhilfsweg zur Bielerhöhe (2071 Meter) wurde 1954 als Silvretta-Hochalpenstraße für den öffentlichen Verkehr freigegeben und weiter ausgebaut.
In den 1960er-Jahren wurde Gaschurn zunehmend als Wintersportort „entdeckt“. Durch die Verbindung der Skigebiete Versettla und Garfrescha entstand schließlich das Großraumgebiet Silvretta Nova (heute Silvretta Montafon) mit rund 30 Liftanlagen. Die Gemeinde verfügt zudem über ein großes Wanderwegenetz (266,8 Kilometer), Mountainbike-Strecken, Spazier- und Winterwanderwege und bietet so auch Möglichkeiten für Aktivitäten abseits der Skipiste.
Eine kleine Kapelle mit sehenswerten Details
Wer eine winterliche, kleine Tour unternehmen möchte, der startet am besten beim Gemeindeamt. Die kleine Dorfrunde führt vom Tourismusbüro Richtung „Motta“ leicht bergwärts. Über die „Innere Gosta“ gelangt man schließlich zur legendenumrankten Kapelle Maria Schnee. Das Gebäude wurde 1637 von Lukas Tschofen II., Mitglied einer angesehenen Gaschurner Familie, und seiner Frau Anna Clawothin als Gelübde für die erfolgreiche Genesung von einer schweren Krankheit gestiftet - am Chorbogen befindet sich eine diesbezügliche Inschrift.
Zwei Legenden berichten von der Gründung der Kapelle Maria Schnee in Gaschurn.
In der einen Variante soll Lukas Tschofen, der schwer erkrankt war, gelobt haben, dass er ein Kirchlein baue, wenn es im Sommer schneie. Dies war der Fall auf jenem Hügel an der Ill, auf dem heute die Kapelle steht. Tschofen wurde wieder gesund und löste sein Versprechen ein.
Die zweite Variante der Stiftungslegende besagt, dass Lukas Tschofen einst von einer Lawine verschüttet worden ist. Für den Fall der Rettung habe er gelobt, an jener Stelle, wo die Lawine zum Stillstand kam, eine Kapelle zu bauen, was dann auch so geschehen sei.
Der Hinweis auf den sommerlichen Schnee zeigt eine Verbindung zur Legende um die Entstehung der römischen Kirche Santa Maria Maggiore: Die Muttergottes war im Jahr 358 einem Patrizier im Traum erschienen und gab diesem zu verstehen, dass der Wunsch nach einem Sohn in Erfüllung gehe, wenn ihr zu Ehren auf dem Esquilin eine Kirche erbaut würde. Am nächsten Morgen, einem 5. August, soll der Grundriss des Gebäudes durch wundersamen Schneefall an dem auserwählten Ort gekennzeichnet gewesen sein. Barocke Volksfrömmigkeit und eine spürbare Klimaverschlechterung mit sommerlichen Schneefällen dürften im frühen 17. Jahrhundert für eine (erneute) Blütezeit des „Maria Schnee“-Patroziniums geführt haben.
Während der Barockzeit war das kleine Gotteshaus eine bedeutende Wallfahrtsstätte. Bemerkenswerte Details der Ausstattung sind der Rosenkranzaltar aus der Zeit um 1640 mit einer seltenen Darstellung des Turiner Grabtuchs, der marianische Bilderzyklus mit dem „Maria Schnee“-Bild sowie die volkstümlichen Rokokomalereien im Chorgewölbe. Nach einem Besuch der Kapelle geht es auf dem Illweg talauswärts bis zur Nova Drogerie. An der Volksschule vorbei gelangt man wieder ins Dorfzentrum. Der Spaziergang ist in etwa 35 bis 40 Minuten zu schaffen.
Typ: Winterspaziergang
Ausgangspunkt: Dorfzentrum Gaschurn
Dauer: je nach Variante - von 40 Minuten (Dorfrunde) bis 2 Stunden (Runde über Kilknerwald)
Ausrüstung: gutes, winterfestes Schuhwerk, dem Wetter angepasste Kleidung
Einkehrmöglichkeiten: in Gaschurn gibt es eine große Auswahl an Lokalen
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 650 z.B. ab Bahnhof Schruns bis Gaschurn Zentrum
Spaziergang durch einen winterlichen Zauberwald
Wer lieber weiter schweifen möchte, dem sei die Runde über den Kilknerwald empfohlen. Startpunkt ist beim Gemeindeamt, von wo es rechter Hand am „Posthotel Rössle“ vorbei aufwärts geht. Bald erreicht man die wenig befahrene „Innere Gostastrasse“. Dieser folgt man wiederum nach rechts bis zum „Ferienhaus Kathrili“, wo man schließlich in den Winterwanderweg (pink beschildert) einbiegt und sich an den Hinweisschildern Richtung Rifa und Partenen orientiert.
Schöne Ausblicke auf das Ortszentrum
Der Weg führt zunächst bergwärts, immer wieder eröffnen sich dabei schöne Ausblicke auf das darunter liegende Ortszentrum und die gegenüberliegende Talseite. Schließlich wird der Fluss via einer Brücke gequert und danach geht es ein Stück weit durch den winterlichen Wald. Schließlich mündet der Pfad wieder auf einer schmalen, asphaltierten Straße im Gebiet „Bühel“. Von dort geht es weiter bis zur Hauptstraße und wiederum über eine Brücke. Danach folgt man dem Wegweiser „Illweg Untere Trantrauas“ zurück ins Dorf.
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