Nach Teenager-Mord

USA: Demos gegen Rassismus und für Gerechtigkeit

Ausland
25.03.2012 08:44
Nach dem tödlichen Schuss auf einen unbewaffneten schwarzen Teenager im US-Staat Florida haben am Samstag Tausende Amerikaner für Gerechtigkeit und gegen Rassismus demonstriert. Bei den Protestaktionen u.a. in Washington und New York waren viele Teilnehmer mit schwarzen Kapuzen-Sweatshirts bekleidet - ähnlich jenem, das der 17-jährige Trayvon Martin am Tag seines Todes getragen hatte. Der Umgang mit dem Tod des Teenagers ließ in den USA die Debatte um die Benachteiligung von Afroamerikanern wieder wach werden.

Trayvon war am 26. Februar in Sanford, einem Vorort von Orlando, während eines Abendspaziergangs getötet worden. Er war unbewaffnet und befand sich auf dem Weg zur Wohnung der Verlobten seines Vaters, als er erschossen wurde.

Der 28-jährige Schütze George Zimmerman, ein Weißer, der in dem Wohngebiet freiwillig Sicherheitspatrouillen durchführte und somit bewaffnet war, gab an, dass er aus Notwehr gehandelt habe. Die Polizei schenkte seinen Angaben Glauben und nahm ihn nicht fest, er wurde auch nicht beschuldigt. Dabei beriefen sie sich auf das "Stand Your Ground"-Gesetz (Weiche nicht zurück), das den Menschen in Florida - und auch in einigen anderen US-Staaten - ein besonders weitgehendes Recht auf Selbstverteidigung einräumt. Das Justizministerium leitete inzwischen aber Ermittlungen ein.

Proteste reißen nicht ab
Seit der Fall vor Kurzem US-weit bekannt wurde, reißen die Proteste nicht ab. Die Behörden wurden zunächst dafür kritisiert, dass sie nicht gegen Zimmerman vorgingen. Sie machten allerdings geltend, dass erste Untersuchungen nicht genügend Beweise für ein kriminelles Verhalten erbracht hätten.

Nun wird sich aber am 10. April eine Grand Jury (Anklagekammer) mit dem Fall beschäftigen und darüber entscheiden, ob Anklage wegen Mordes erhoben werden soll.

Rassismus immer noch verbreitet
Allein in Washington forderten am Samstag zwischen 2.000 und 3.000 Demonstranten nahe des Weißen Hauses "Gerechtigkeit für Trayvon". Die überwiegend schwarzen Demonstranten prangerten an, dass es weiterhin Rassismus in den USA gebe - trotz der Tatsache, dass die USA mit Barack Obama von einem schwarzen Präsidenten gelenkt würden.

Einige hielten Plakate in die Höhe, auf denen Parolen wie "Trayvon ist auch mein Sohn" stand. Andere trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Ich bin Trayvon". "Man kann in diesem Land immer noch ermordet werden, weil man schwarz ist", sagte Demonstrant Bless Davis.

Der Aktivist Rashawn Davis forderte die Demonstranten in Washington auf, ihre Wut in Energie umzuwandeln. "Wir müssen diese Gesellschaft verändern, die meint, der schwarze Mann sei ein Problem", fügte er hinzu. "Wir müssen uns als Nation zusammentun", sagte der Pastor Toni Lee während der Kundgebung. "Lasst uns wirklich etwas tun." Der 80-jährige Bürgerrechtler Dick Gregory rief die Demonstranten auf, nicht mit Wut Zeit zu verlieren. "Wir müssen der Sache auf den Grund gehen, mit dem FBI."

Eine schwarze Separatistengruppe, die New Black Panther Party, setzte sogar ein "Kopfgeld" in Höhe von 10.000 Dollar (mehr als 7.500 Euro) für die "Gefangennahme" Zimmermans aus. Sie veröffentlichte auf ihrer Website ein Fahndungsfoto des Mannes.

Obama forderte lückenlose Aufklärung
US-Präsident Barack Obama hat eine lückenlose Aufklärung des Todes eines afroamerikanischen Teenagers gefordert. Mit Blick auf die wieder aufgeflammte Debatte um unterschwelligen Rassismus in Teilen der US-Gesellschaft, forderte Obama, dass sich die USA einer "Gewissensprüfung" unterziehen müssten. "Wenn ich einen Sohn hätte, würde er aussehen wie Trayvon", sagte Obama.

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