Gemeinden unter Druck

25.000 Euro jährlich für einen Bankomaten im Ort

Kärnten
30.10.2023 14:59

In fast jeder zehnten Kärntner Gemeinde fehlt den Bürgern ein einfacher Zugang zu Bargeld. Bürgermeister warnen vor Ortskernsterben.

„Erst werden die Filialen wegen zu hohen Personalkosten geschlossen, dann verschwindet auch der gebührenfreie Bankomat, weil auch der angeblich zu teuer ist“, malt Andreas Kollross, Vorsitzender des Gemeindevertreterverbands Österreich, ein düsteres Bild. „Dann müssen die Gemeinden entweder auf den Bargeldzugang ihrer Bürger verzichten, oder werden zur Kasse gebeten.“

Hohe Gebühren für Gemeinden
Das passiert entweder über eine Ausfallhaftung, wenn nicht genug Behebungen gemacht werden, oder über eine Jahresgebühr. Deswegen wollen die Gemeindevertreter in der Verfassung absichern, dass jede Gemeinde einen eigenen Bankomaten hat. „Die Gemeinden müssen 45 Cent pro Transaktion bezahlen oder die Banken verlangen überhaupt rund 25.000 Euro jährlich für den Betrieb“, bestätigt Gemeindepräsident Günther Vallant. „Das können sich viele nicht leisten. Es kommt immer mehr zu einer Konzentration von Banken und Geschäften bei den Taleingängen.“

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Ohne einen Bankomaten in jeder Gemeinde geht das Ortskernsterben weiter. Wenn ich Bargeld in einer anderen Gemeinde abhebe, gehe ich dann oft auch dort einkaufen und essen.

Patrick Skubel, Bürgermeister von Neuhaus (SPÖ)

Absicherung gegen Ortskernsterben
In Kärnten gibt es mittlerweile zwölf Gemeinden ohne einen Zugang zu Bargeld. „Unseren Bürgern fehlt dadurch ein Stück Selbstbestimmung, wenn sie bis zu 15 Kilometer fahren müssen, um Geld abzuheben. Zusätzlich stellt Bargeld eine Absicherung gegen Ausfälle durch einen Blackout dar“, erklärt Patrick Skubel, Bürgermeister von Neuhaus. „Wir wollten daher einen Bankomaten zu uns holen, aber die hohen Gebühren können wir uns als kleine Gemeinde einfach nicht leisten.“ Für Skubel beschleunigt die Entwicklung auch das Ortskernsterben: „Dort wo ich das Geld abhebe, gebe ich es oft auch aus und nicht zu Hause.“

FPÖ fordert erneut Schutz des Bargeldes in der Verfassung
Das Problem, „dass der ländliche Raum immer mehr ausgedünnt und vernachlässigt“ werde, sei laut FPÖ seit Jahren bekannt. „Die FPÖ ist selbstverständlich für Bankomaten in allen Kärntner Gemeinden, und zwar ausschließlich auf Kosten der Banken“, so der Kärntner FP-Chef Klubobmann Erwin Angerer. „Bankomaten in allen Gemeinden bringen aber nur dann etwas, wenn das Bargeld auch uneingeschränkt erhalten und geschützt wird. Daher hat die FPÖ bereits mehrere Initiativen zum Schutz des Bargeldes und der uneingeschränkten Bargeldzahlung in der Verfassung gesetzt“, so Angerer, der die SPÖ auffordert, für einen Schutz des Bargeldes in Verfassung einzutreten.

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