GUTEN MORGEN

Einmal Kanzler… / Höhere Ämter

Einmal Kanzler… immer Kanzler! Sebastian Kurz, der jüngste Österreicher, der je in das Kanzleramt am Wiener Ballhausplatz einzog und der jüngste, der dort auch wieder ausziehen musste, bringt den „Kanzler-Modus“ nicht raus. Auch dann nicht, wenn er als Angeklagter vor dem Richter erscheinen muss wie gestern erstmals. „Krone“-Innenpolitikerin Ida Metzger, eine unserer Prozessbeobachterinnen im Wiener Landesgericht, macht darauf aufmerksam, dass normalerweise Angeklagte „schnell und am liebsten unerkannt an den Dutzenden Journalisten und den Kameras vorbeihuschen“. Ein Statement unmittelbar vor Start eines Strafprozesses gelte als Tabu für jeden Angeklagten. Metzger schreibt: „Anders agiert Sebastian Kurz. Der Ex-ÖVP-Kanzler verwandelte das Szenario gleich in einen sogenannten ,Door-Step´ vor dem Großen Schwurgerichtssaal, um ein erstes Statement abzugeben.“ Auch zwei Jahre nach seinem Rücktritt agiere Kurz nach wie vor nach Politiker-Regeln. Unsere Kommentatorin meint, dass er noch immer „ganz im Stil von Message Control, die Botschaft der Nachricht lenken und die Öffentlichkeit von seinen Argumenten überzeugen“ möchte. Metzger meint freilich: „Kurz sollte endlich den Kanzler-Modus ablegen. Denn ab sofort muss er nicht mehr die Wählerschaft von seiner Sichtweise überzeugen, sondern nur noch eine Person - nämlich Richter Michael Radasztics.“ Tja: Er verliert auch als angeklagter Privatmann eben nie das große Publikum aus den Augen. Und so befeuert Kurz damit einmal mehr die Annahme, er habe natürlich Rückkehrgelüste in die Politik.

Höhere Ämter. Während Kurz gestern also einmal mehr, wenn auch erstmals als Angeklagter vor Gericht national und international maximale Aufmerksamkeit erregte, geriet der traditionell große Tag des österreichischen Finanzministers ins Hintertreffen: Dieser legte gestern im Parlament sein Budget vor. Magnus Brunner machte das in gewohnt unspektakulärer Art und Weise. Oder wie es Claus Pándi heute in seinem Kommentar in der „Krone“ formuliert: „Magnus Brunner eilte nicht mit federndem Schritt und wehendem Haar zu seiner Budgetrede wie einst der zu schöne Karl-Heinz Grasser. Brunner hatte keine flotten Sprüche auf Lager wie der stets allzu heitere Josef Pröll. Magnus Brunner wirkte nicht übermannt von seiner eigenen Bedeutung wie der nie von Selbstzweifeln geplagte Hans Jörg Schelling. Brunner käme es niemals in den Sinn, auf türkisen Socken über den Parlamentsboden zu schweben wie Gernot Blümel.“ Brunner, meint nicht nur Pándi, sei das Gegenteil des glamourösen Stars, vielmehr eher einer, „der viele Klischees des Vorarlbergers erfüllt: gelassen, solide und sachlich.“ Freilich könne Brunner auch anders, wie er es gezeigt hat, als er im Vorjahr die Wiener SPÖ mit ihren Turbulenzen bei der Wien Energie hart auflaufen ließ. Pándi meint: „Das war eine Gratwanderung der im politischen Geschäft recht locker ausgelegten Regeln der Fairness. Doch erst mit diesem Manöver qualifizierte sich Brunner als kühler Taktiker für höhere Ämter in der runtersumpernden ÖVP.“ Kein Wunder, wenn in der nicht zuletzt auch in Führungsturbulenzen steckenden ÖVP immer öfter an Brunner gedacht wird. Vielleicht hat er bessere Chancen auf die Spitze als der (siehe oben) angeklagte Ex-Parteichef…

Kommen Sie gut durch den Donnerstag!

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