Bronski & Grünberg

Achtung bissig: Der Weiße Hai ist kein Zierfisch!

Kultur
03.10.2023 14:25

Mitten am Wiener Alsergrund, im Bronski & Grünberg Theater, öffnet sich derzeit der Meeresboden und lässt in Abgründe blicken: „Der Weiße Hai“ heißt eine flott kurzweilige Nummern-Revue über uns, als Opfer unsere gesellschaftlichen Zwänge.

Nein, Roy Scheider im Kampf mit einem furchterregend weit aufgerissenen Monsterhaifisch-Maul erlebt man in der Müllnergasse 2 in Wien Alsergrund nicht. Aber man sieht sechs blasse Gestalten am Grund eines Schwimmbads (Ausstattung: Elena Kreuzberger). Sind es Wasserleichen? Jedenfalls befindet sich das Publikum im kleinen Theater gefährlich nahe am Beckenrand.

Grinsen bis zum Umfallen (Bild: Philine Hofmann/Bronski & Grünberg)
Grinsen bis zum Umfallen
Überlebenskampf in Zeitlupe (Bild: Philine Hofmann/Bronski & Grünberg)
Überlebenskampf in Zeitlupe

Darin braucht es aber auch keinen echten weißen Hai. Der Hai sind wir selbst, die wir uns tagtäglich im Wettbewerb befinden. „Die großen Fische fressen die Kleinen“ heißt eine Zeichnung von Pieter Bruegel dem Älteren in der Albertina. Sie hängt jetzt auch am Beckenrand im Bronski & Grünberg Wohnzimmer. Darin vollführen die famosen Spieler Flo Carove, Julia Edtmeier, Sören Kneidl, Skye MacDonald und Bettina Schwarz zuerst einmal gar nichts. Sie starren und warten, warten und starren vor ihren Schreibmaschinen und Telefonen, bis das erste davon läutet. Dann hebt bald ein rasantes Ballett aus Tippen, Brabbeln und Telefongeklapper an, dass einem schwindlig wird, in diesem unterirdischen Assessmentcenter fürs Leben.

In der Tiefsee der Gefühle (Bild: Philine Hofmann/Bronski & Grünberg)
In der Tiefsee der Gefühle

Ein Hamsterrad, in dem wir uns täglich auf neue halb tot strampeln müssen. Es geht einmal im Schnelldurchlauf, einmal in Zeitlupe durchs Casting für die gesellschaftliche Norm, mit kaum Höhen, aber vielen Tiefen. Man erlebt in der Regie von Martina Gredler eine skurril surreale, meist nonverbale, dafür sehr körperlich choreografierte Nummern-Revue zwischen gar nicht vorlautem Witz bis Aberwitz.

The Winner Takes it All (Bild: Philine Hofmann/Bronski & Grünberg)
The Winner Takes it All

Etwa wenn Skye MacDonald „The winner takes it all, the loser has to fall“ von ABBA leise, wie eine bierernste Ballade vorträgt, während Flo Carove im Chefsekretärinnen Outfit im Hintergrund die schüchtern lüsterne Backgroundsängerin markiert; oder wenn sich die zehn Beine der Akteure aus dem Pool recken und ein Wasserballett vollführen, das Esther Williams vor Neid erblassen ließe. Manchmal plätschert es aber auch nur leicht in dieser amüsanten, fantasievoll animierenden Stunde am Haifischbeckengrund, einer Welt, die uns wohl näher ist, als befürchtet. 

Fakten

Besetzung: Flo Carove, Julia Edtmeier, Sören Kneidl, Skye MacDonald, Bettina Schwarz, Regie: Martina Gredler, Bühne & Kostüm: Elena Kreuzberger, Musikalische Unterstützung: Christian Frank, choreografische Unterstützung: Daniela Mühlbauer, Maske: Nina Haider

Weitere Termine im Oktober: 4., 6., 13., 14., 27. und 28.10.

bronski-gruenberg.at

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