Schauspielhaus Graz

Der mysteriöse Fall eines Säulenheiligen

Steiermark
03.05.2025 18:00

Das Grazer Schauspielhaus und das Planetenparty-Prinzip erzählen im Stück „Im Rückspiegel“ vom Verschwinden einer Statue vom Grazer Hauptplatz und stoßen dabei die Gewissheit der Erinnerung vom Podest.

Plötzlich war da eine große Leerstelle, wo über Jahrhunderte der Mittelpunkt war. Eben noch stand der Erzherzog Johann stolz auf seinem Sockel am Hauptplatz von Graz – und dann war er weg, einfach so! Wer hat ihn gestohlen? Wie? Und warum? Anna (Anna Rausch), Marielle (Marielle Layher) und Moritz (Moritz Ostanek) waren in der Nacht des Verschwindens in der Stadt unterwegs, trafen sich beim Konzert von Nora (Nora Winkler) in einer schummrigen Bar, und waren als eine der ersten am Ort des Geschehens. Neun Jahre später treffen sie sich im Schauraum des Schauspielhauses wieder, um die Ereignisse zu rekonstruieren – „Im Rückspiegel“ quasi.

Doch die Erinnerungen des Trios sind genauso abstrus und verwirrt, wie es einst die Theorien zum Verschwinden der Statue waren: Waren es linke Terroristen, die ein politisches Zeichen setzen wollen, oder ein Milliardär, der den „steirischen Prinzen“ bei sich im Garten aufstellen wollte? Und hat Nora damals eigentlich Cover-Versionen gesungen, oder ihre eigenen Lieder?

Rausch, Layher und Ostanek (v. li.) am Fuße der Statue (Bild: Lex Karelly)
Rausch, Layher und Ostanek (v. li.) am Fuße der Statue

Und auch die Ideen, die damals für einen Ersatz der Statue im Herzen der Steiermark gewälzt wurden, waren vor allem heiße Luft: Moritz etwa wollte der von ihm angebeteten Nora eine überlebensgroße romantische Geste hinterlassen – und Anna wollte auf dem Sockel gleich eine neue Gesellschaft erschaffen. Letztlich kam alles anders – und heute ist eigentlich wieder alles wie immer. Oder doch nicht?

Unterhaltsam, smart und mit fantastischen Songs (Nora Winkler und Robert Lepenik surfen gekonnt an der Grenze zwischen Cover und Original) erkundet diese Koproduktion von Planetenparty Prinzip und Schauspielhaus Graz (Regie: Miriam Schmid) die Frage, wie wir uns als Gemeinschaft an prägende Momente unserer Geschichte erinnern und welche Narrative wir mit diesen Erinnerungen schaffen. Und „Im Rückspiegel“ wirft auch die Frage auf, wie wir damit umgehen, wenn gesellschaftliche Sicherheiten, die wir lange als unverrückbar verstanden haben, plötzlich wegbrechen: Ist der Verlust eine Bedrohung oder eine Chance für Neues? Vielleicht erfährt man es nur, wenn man einen Heiligen vom Sockel stößt.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Steiermark
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt