Nach Flut in Libyen

Leichen und Tierkadaver verschmutzen Grundwasser

Ausland
16.09.2023 10:43

In Libyen gibt es nach den schweren Überschwemmungen Befürchtungen vor einem möglichen Ausbruch der Magen-Darm-Krankheit Cholera. In der schwer betroffenen Küstenstadt Darna ist Grundwasser offenbar durch Leichen, Tierkadaver, Müll und chemische Substanzen verschmutzt worden. Dutzende Kinder sind deshalb bereits erkrankt.

Das Gesundheitsministerium in Tripolis warnte laut der Zeitung „Arab News“ vor einer Infektion mit den gefährlichen Bakterien. „Wir bitten die Menschen dringend, sich den Brunnen in Darna nicht zu nähern“, wurde Gesundheitsminister Ibrahim Al-Arabi zitiert.

Das Bürgerkriegsland ist faktisch gespalten, neben der Regierung in Tripolis gibt es eine zweite im Osten des Landes. Die beiden Lager sind verfeindet und geben teils widersprüchliche Informationen zur Katastrophenlage in dem nordafrikanischen Staat heraus.

Küstenstadt Darna in Schutt und Asche
Vorrang bei den Hilfseinsätzen in Libyen hätten jetzt „Unterkünfte, Nahrung und wichtige medizinische Grundversorgung wegen der Sorge vor Cholera und der Sorge um den Mangel an sauberem Wasser“, sagte UNO-Nothilfekoordinator Martin Griffiths in Genf. Im Fokus stand dabei vor allem die östliche Küstenstadt Darna.

„Wir versuchen, eine zweite Katastrophe dort zu vermeiden. Es ist von entscheidender Bedeutung, eine Gesundheitskrise zu verhindern, Unterkünfte, sauberes Wasser und Nahrungsmittel bereitzustellen“, sagte Jens Laerke, ein Sprecher des Büros der Vereinten Nationen für humanitäre Hilfe, dem Sender BBC.

Abwasser mischte sich mit Trinkwasser
Laut dem Leiter des Nationalen Zentrums für Krankheitsbekämpfung, Haider al-Sajih, hat sich in Darna Trinkwasser mit Abwasser vermischt. 55 Kinder seien erkrankt. Sie stammten aus Familien, die durch die Fluten vertrieben wurden, sagte der Beamte der Nachrichtenseite „Al-Wasat“ am Freitag.

Am Freitag startete ein Flugzeug mit medizinischer Ausrüstung und Lebensmitteln aus der Hauptstadt Tripolis im Westen. Dem dortigen Gesundheitsministerium zufolge wurden auch Container mit Arzneimitteln in Richtung Osten geschickt.

Retter suchten weiterhin nach Opfern unter Trümmern, an der Küste und im Meer. Auch aus dem benachbarten Ägypten wurden Hilfsgüter auf dem Land- und Seeweg nach Libyen geschickt. Auf den Lastwagen stand in großer Aufschrift: „Vom ägyptischen Volk an das libysche Volk.“

Leichen werden häufig nicht identifiziert
Das Mitglied eines militärisch-medizinischen Konvois in Darna, Hisham al-Malti, beschrieb die allgemeine Lage unterdessen als katastrophal. Die Rettung sei durch die Ankunft internationaler Helfer zwar beschleunigt worden. Dennoch würden sich Leichen nach den bereits vergangenen Tagen seit den Überschwemmungen rasch zersetzen.

Weil die Verstorbenen rasch beerdigt würden, werde die Identifizierung der Opfer vernachlässigt und es damit erschwert, auf eine abschließende und verlässliche Zahl der Todesopfer zu kommen.

Zur Zahl der Todesopfer gab es bis Freitag weiterhin widersprüchliche Angaben. Im schwer getroffenen Darna werden bis zu 20.000 Tote befürchtet. Rettungsteams stehen im Wettlauf gegen die Zeit und beim Versuch, Überlebende zu finden, auch vor gewaltigen logistischen Herausforderungen.

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