Patienten vor allem in Wien weichen zusehends auf bezahlte Arzttermine aus - und warten immer länger auf immer weniger Refundierung. Innerhalb von nur zwei Jahren sind die Zahlen geradezu explodiert.
Immer öfter müssen Patienten in ganz Österreich auf Wahlärzte ausweichen, weil Kassen-Ordinationen keinen Platz oder keine Zeit für sie haben. Brennpunkt ist dabei Wien: Hier wohnen 20 Prozent der ÖGK-Versicherten Österreichs, sie zahlen aber 24 Prozent der Wahlarzt-Honorare. Das geht aus Details zu einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ hervor (die „Krone“ berichtete).
Zustrom dort, wo Mangel an Kassenärzten herrscht
Der Zustrom zu Wahlärzten ist das Spiegelbild der Unterversorgung bei manchen Fächern im Kassenbereich: Innerhalb von zwei Jahren sind etwa Termine bei Allgemeinmedizinern, Gynäkologen und Kinderärzten um ein Fünftel mehr geworden, bei Augenärzten um mehr als ein Viertel.
Allein Wiens ÖGK-Versicherte haben im vorigen Jahr über 117 Millionen Euro an Arztkosten aus eigener Tasche bezahlt und davon nur rund 40 Millionen zurückbekommen. Das ist ein geringerer Anteil als noch vor zwei Jahren (siehe Grafik oben). Länger warten mussten die meisten auf das Geld außerdem. Dazu kommen noch die Kosten für Wahlärzte bei Selbstständigen, Beamten und Eisenbahnern, die nicht bei der ÖGK versichert sind.
Der SPÖ-Abgeordnete Mario Lindner sieht die ärztliche Versorgung damit im Bereich der Zweiklassenmedizin angekommen. Er befürchtet, dass sich die Situation - etwa angesichts der kommenden Pensionierungswelle bei Allgemeinmedizinern - noch verschlimmern wird und fordert dringendes Gegensteuern der Politik, aber auch der Ärzteschaft und der Sozialversicherungen.
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