An der Sigmund Freud Privatuniversität spitzt sich der Konflikt zwischen Angestellten und Eigentümern zu. Nach zähen Gehaltsverhandlungen ruft das Streikkomitee für Mittwoch zum ersten ganztägigen Warnstreik auf. Brisant: Ein Teil der zukünftigen Wiener Ärzteschaft wird aktuell hier ausgebildet.
An der Sigmund Freud Privatuniversität (SFU) brodelt es. Was mit internen Spannungen begann, ist nun zum offenen Arbeitskampf geworden. Am 12. November soll die Belegschaft in Wien die Arbeit niederlegen – ein erster ganztägiger Warnstreik, wie das Streikkomitee ankündigt.
Der Konflikt reicht Jahre zurück. Zwischen Eigentümern und Mitarbeitern habe sich der Streit zuletzt „deutlich zugespitzt“, heißt es in einer Presseerklärung des Komitees. Hintergrund ist ein Streit um die Gehälter – trotz Gewinne. Zuletzt wurde dieser durch die hohe Inflation und die fehlende Abgeltung noch befeuert.
Scheinbar keine Gesprächsbasis
Das Betriebsklima sei inzwischen „kritisch“. Genannt werden Personalabbau, Überlastung, fehlende Transparenz und Repressalien gegenüber dem Betriebsrat. Besonders brisant: Gegen den ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden Carlos Watzka wurde ein arbeitsgerichtliches Verfahren angestrengt – offenbar mit dem Ziel, ihn „aus dem Unternehmen zu entfernen“.
Streikkomitee seit Ende Oktober
Bereits am 5. November demonstrierten Beschäftigte und Unterstützer vor dem Arbeits- und Sozialgericht Wien. Der Protest war Auftakt einer Eskalation, die nun in den Streik mündet. Am 22. Oktober hatten die Mitarbeiter in einer Versammlung die Maßnahmen beschlossen und ein Streikkomitee eingesetzt. In ihrem Appell fordert die Belegschaft die Eigentümer und das Rektorat auf, „in den Dialog zurückzukehren und die moderaten Forderungen der Beschäftigten zu erfüllen“.
Uni reagiert auf Kritik
Die SFU-Führung verweist hingegen auf eine angespannte Finanzlage. Der zeitweilige Verlust der Medizin-Akkreditierung habe die Universität wirtschaftlich schwer belastet. Um den Betrieb zu stabilisieren, sei 2025 ein Restrukturierungskurs eingeleitet worden. Eine Einigung über eine neue Betriebsvereinbarung scheiterte laut Geschäftsführung daran, dass der Betriebsrat eine Inflationsabgeltung für 2024 verlangte. Deren Umsetzung würde das Budget „um mehrere hunderttausend Euro jährlich“ belasten und den Sanierungskurs gefährden. Weitere Personaleinsparungen wären dann unvermeidlich. Ziel der Leitung sei, „möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“.
„Vertrauens schädigendes Verhalten“
Auch zum Streitfall um den entlassenen Betriebsratsvorsitzenden äußert sich die Geschäftsführung. Der Schritt sei auf „betriebs- und vertrauensschädigendes Verhalten“ zurückzuführen – unter anderem auf Pflichtverletzungen und die Herabwürdigung von Kolleginnen sowie Mitgliedern des Universitätsrats. Ungeachtet dessen bekenne sich die Leitung „klar zur Institution des Betriebsrats“.
Kooperation zwischen Stadt Wien und Privatuni
Inwiefern sich dieser Streik auf die Ausbildung der Medizinstudenten auswirkt, bleibt abzuwarten. Auch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wird die Entwicklung mit Argusaugen überwachen. Seit April 2024 besteht eine enge Kooperation mit dem Wiener Gesundheitsverbund. Ziel ist eine intensivere Ausbildung künftiger Ärzte in den Spitälern der Stadt. Die Zusammenarbeit soll Forschung und Lehre stärken und langfristig die Gesundheitsversorgung in Wien absichern.
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