Nach Bus-Unglück

Jetzt spricht Baggerfahrer: „Sind keine Helden“

Österreich
12.09.2023 20:00

Einen Tag nach dem Unfall in Rastenfeld (NÖ) herrscht wieder Alltag auf der Baustelle, wo am Montag ein Linienbus einschlug. „Aber mit einem komischen Gefühl“, so der Ersthelfer und Baggerfahrer Andreas Heinreichsberger.

Dort, wo am Montag für vier Stunden der Verkehr und für eine gefühlte Ewigkeit die Zeit stillstand, donnern 24 Stunden danach wieder Fahrzeuge über die Bundesstraße 37 im Waldviertler Rastenfeld, vorbei am Bagger von Andreas Heinreichsberger. Der 41-Jährige stellt das schwere Gerät ab, klettert runter und erzählt der „Krone“ ruhig - wenn auch sichtlich noch betroffen -, was sich tags zuvor hier abgespielt hat.

Es war 8 Uhr früh. Der Mitarbeiter des Bauunternehmens Franz Göstl war gerade mit Arbeiten unterhalb der B37, in der neuen Unterführung, beschäftigt. „Plötzlich hab ich diesen ohrenbetäubenden Kracher gehört“, erinnert sich Heinreichsberger. Er lief los, seine Kollegen auf der Bundesstraße über ihm sprangen über die Böschung. Um die zehn waren es, sagt der 41-Jährige. Plötzlich lag da dieser zerstörte Linienbus.

Der Linienbus stürzte von der Brücke. (Bild: Imre Antal)
Der Linienbus stürzte von der Brücke.

Bedrückende Sekunden
Wie berichtet, touchierte das Fahrzeug zuvor einen Pkw auf der Brücke, durchbrach das Geländer und stürzte vier Meter in die Tiefe. „Ich hab im ersten Moment nur Reifen gesehen. Und es war nur still.“ Dieses Gefühl, nicht zu wissen, wie viele Menschen im Wrack sind, was einen erwartet. Es war für die Männer belastend.

Ein Mädchen, wie sich später herausstellen sollte, die 16-jährige Kathrin aus dem Bezirk Krems, stand im liegenden Bus und klopfte. „Sie war ansprechbar und für die Umstände sehr ruhig.“ Eine schwer verletzte Tirolerin (16) hat anfangs geschrien. Die „Helden von Rastenfeld“ konnten sie, den ebenfalls schwer verletzten Buschauffeur (56) aus St. Pölten, eine 45-jährige Frau und einen 51-Jährigen behutsam aus dem Wrack befreien. „Wir haben mit allen geredet und geredet, bis die Einsatzkräfte vor Ort waren“, so Andreas Heinreichsberger.

„Ein Wunder, dass es nicht noch mehr Verletzte gab“
Nicht nur, dass alle fünf Insassen den Unfall überlebt haben, grenzt an ein Wunder, sondern auch die Tatsache, dass von den Arbeitern niemand verwundet wurde. Denn genau dort, wo der Bus aufgeschlagen ist, wird gewerkt. Montagmorgen, um 8 Uhr, zum Glück nicht.

Während die Unfallursache noch nicht geklärt ist (der Lenker könnte einen Herzinfarkt erlitten haben), herrscht auf der Baustelle wieder Arbeitsroutine. „Mit einem komischen Gefühl“, sagt Heinreichsberger. Als Held fühlt er sich nicht: „Wir sind keine Helden. In diesem Moment denkst du nicht nach. Wir haben einfach keine Sekunde gezögert.“

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