Sorge in Nordirland

„Ernste Terrorgefahr“ nach Datenpanne

Ausland
05.09.2023 09:12

Wegen einer groben Datenpanne bei der nordirischen Polizei ist in der früheren Bürgerkriegsregion nun die Sorge vor einer erhöhten Anschlagsgefahr sehr groß.

Wie berichtet, wurden auf Anfrage eines Bürgers aus Versehen die Nachnamen, Dienstgrade und Einsatzorte all ihrer fast 10.000 Beamten und Beschäftigten herausgegeben. Die Ermittler gehen davon aus, dass nunmehr auch militante Splittergruppen im Besitz der Daten sind. Für diese sei es nun einfacher, Beamte und Beschäftigte des Police Service of Northern Ireland (PSNI) zu identifizieren und anzugreifen, sagte Richard English von der Queen‘s University in Belfast am Dienstag.

Vertrauen in Polizei geschwächt
„Das Sammeln von Informationen ist wesentlicher Bestandteil der Terrorplanung, und diese Aufgabe wurde erleichtert“, sagte der Autor eines Buchs über die Terrororganisation IRA. Die Moral innerhalb der Polizei sei untergraben und das Vertrauen in die Behörde erheblich geschwächt. Am Montag trat Polizeichef Simon Byrne zurück. Er war aber auch wegen anderer Affären unter Druck gestanden.

Polizeichef Simon Byrne ist zurückgetreten. (Bild: APA/AFP/PAUL FAITH)
Polizeichef Simon Byrne ist zurückgetreten.

English wies darauf hin, dass der Geheimdienst die Terrorgefahr als „ernst“ einschätze. Demnach ist ein Attentat „sehr wahrscheinlich“. Mögliche Angriffe seien aber nicht mit der Terrorkampagne der 1970er- und 1980er-Jahre vergleichbar, bei der die IRA auch in England mehrere Anschläge verübt hatte, sagte der Politikprofessor.

Terrorgefahr auf protestantischer Seite größer?
Auf der protestantischen Seite sei die Terrorgruppen größer. Ihr Ziel sei aber vornehmlich, ihre eigene Gemeinschaft einzuschüchtern. „Paramilitärische Gruppen bestehen weiter, sie sind auf der loyalistischen Seite stärker als auf der republikanischen Seite, aber keine von beiden bestimmt die politische Agenda in der Art und Weise, wie es in den 1970er- und 1980er-Jahren üblich war“, so der Experte.

25 Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges habe die Unterstützung für militante Gruppen auf beiden Seiten - bei den Katholiken wie auch bei den protestantischen Anhängern der Union mit Großbritannien - deutlich abgenommen, erklärte English. „Bei republikanischen Terrororganisationen sind nur wenige Personen aktiv beteiligt, und die Unterstützung aus der Gemeinschaft ist gering“, betonte er. „Aber sie sind gelegentlich zu tödlicher Gewalt fähig, und es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass sie ganz verschwinden werden.“

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