Ein Experiment von Forschern aus Wien legte nahe, dass Hunde über einen Gerechtigkeitssinn verfügen. Die Vierbeiner hatten bei Ungleichbehandlung die Kooperation mit dem Menschen eingestellt - aber wie sich jetzt herausstellte, nicht aus Fairness den Artgenossen gegenüber, sondern aufgrund einer Handbewegung der Wissenschaftler. Das fand ein weiteres Forscherteam heraus, als es den Versuch wiederholte.
Die Tiere lernten im ursprüglichen Experiment, „Pfote zu geben“. Wenn sie dafür nicht belohnt wurden, ein zweiter anwesender Hund aber einen Leckerbissen bekam, stellten sie die Kooperation mit dem Menschen früher ein, als wenn gar kein zweiter Hund dabei war, und die Experimentatoren nur „die Luft fütterten“. Die Forscher schlossen daraus, dass die Vierbeiner „so etwas wie Neid“ gegenüber Artgenossen kennen.
Gerechtigkeitssinn war nicht nachzuweisen
Nun versuchte ein Team um Jim McGetrick und Friederike Range die Studie mit 20 Haushunden unterschiedlichster Rassen inklusive Mischlingen zu wiederholen. Zusätzlich führten sie Kontrollversuche durch. Das Ergebnis: Sie konnten die früheren Ergebnisse nicht bestätigen. Die Tiere stellten das Pfotegeben nicht signifikant früher ein, wenn sie leer ausgingen, egal ob ein anderer anwesender Hund ein Wurststückchen bekam, oder nur so getan wurde, als gäbe es einen zweiten Hund.
Die Erklärung für den vermeintlichen „Gerechtigkeitssinn“ aus dem Original-Experiment: Die Vierbeiner dürften einfach erkannt haben, dass die Belohnung nicht kommt, und damit die Kooperation als nicht einträglich angesehen und eingestellt haben.
Reaktion auf Handbewegung
Wenn die Experimentatoren allerdings mit dem Wurststückchen herumfuchtelten, waren die Hunde länger zur Kooperation bereit. Denn so haben sie noch die Erwartungshaltung, dass sie an ein Leckerli kommen, so die Forscher.
„Genauer gesagt erhöht die Bewegung von Nahrungsmitteln in der Abwesenheit eines Partners die Wahrnehmung der Erreichbarkeit von Belohnungen für die Probanden“, heißt es in der Arbeit. Dies habe die Illusion erzeugt, dass Hunde „bei Ungleichheit aufgrund echter Ungleichheitsaversion aufgeben“. Ob Hunde nun über einen Gerechtigkeitssinn verfügen oder nicht, ist demnach ungeklärt.
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