Alpenverein-Appell

Der Alpenwahnsinn: Mit Badeschlapfen auf den Berg

Österreich
06.08.2023 12:00

Selbst eindringliche Wetterwarnungen halten nicht von lebensgefährlichen Touren in Sneakers und Badeschlapfen ab. Retter riskieren dann ihr Leben, um das von waghalsigen Menschen zu retten.

Statt mit einem richtig gepackten Rucksack wollte ein junges Pärchen aus dem Burgenland mit einer Kühltasche in der Hand den Oberen Herminensteig bezwingen. Erschwerend kam dazu, dass das Duo erst um 14.30 Uhr von Puchberg (Niederösterreich) zur Tour auf den Schneeberg aufbrach. Und das bei starkem Regen, mit Sneakers statt Bergschuhen an den Füßen. „Dabei wird in allen Wanderführern davor gewarnt, dass das einer längeren Kletterei bedarf“, schüttelt ein Helfer den Kopf.

Mehrmals verstiegen sich die 22-Jährige und ihr Freund (23) im Zuge ihrer Tour. In der Nacht verschärfte sich die Wettersituation zusätzlich. Wegen mangelhafter Ausrüstung war kein Weiterkommen mehr möglich. Stark unterkühlt und mit ihren Kräften am Ende, suchten sie einen Felsunterschlupf auf und verständigten nach Mitternacht die Bergrettung.

Pärchen suchte unter dünnen Decke Schutz
Weil die Wanderer keine genauen Angaben über ihren Aufenthaltsort machten, musste der Polizeihubschrauber „Libelle Alpha“ aufsteigen. Der erfahrenen Besatzung gelang es, das bereits völlig unterkühlte Paar - es hatte lediglich eine dünne Decke mit - mittels Infrarotkamera zu orten. Erst in den frühen Morgenstunden konnten die Wanderer vom ÖAMTC-Helikopter „Christophorus 3“ mithilfe einer Taubergung ins Tal fliegen. Zuvor war das Duo von 15 Bergrettern sowie einem Alpinpolizisten versorgt worden.

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Seit Beginn des Jahres konnten die Besatzungen unserer Flugpolizei-Helikopter bereits 500 in Bergnot geratene Alpinisten, Wanderer sowie andere Freizeitsportler retten und sicher ins Tal bringen.

(Bild: BMI / Alexander TUMA)

Patrick Maierhofer, Ressortsprecher des Bundesministeriums für Inneres in Wien

Wie berichtet, hatte zuvor der Fall einer Familie für Entsetzen gesorgt. Denn die Urlauber waren mit zwei Babys (elf und 14 Monate) in einer Bauchtasche (!) auf einem gesperrtem Weg zum Tiroler Piburger See aufgebrochen. Dass der Steig unter der Armelen Wand als schwarz (also schwer) eingestuft ist, wurde von den vier Erwachsenen, die auch weitere zwei Kinder mit hatten, ignoriert. Die Verirrten blieben in einer Rinne im Dickicht stecken. Die Deutschen müssen jetzt die hohen Kosten (etwa 9000 Euro) der aufwendigen Rettungsaktion, bei der zur Freimachung des Weges sogar Bäume umgesägt werden mussten, aus eigener Tasche bezahlen.

Tiroler Alpenverein-Chef warnt eindringlich
Der erfahrene Alpinist und Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins mit Sitz in Innsbruck, Clemens Matt, warnt angesichts der zunehmenden höchst leichtsinnigen „Badeschlapfen- und Sneakertouren“ vor den im Extremfall tödlichen Risiken, welche die heimische Gebirgswelt in sich birgt!

Fakten

  • Im Falle von Bergungskosten im alpinen Bereich sind Rettungsorganisationen berechtigt, direkt eine Rechnung zu stellen.
  • Es wird empfohlen, einem alpinen Verein wie dem Alpenverein beizutreten, der diese Kosten für seine Mitglieder übernimmt.
  • Die Versicherung greift in der Freizeit in Fällen eines Unfalles im unwegsamen Gelände. Dazu zählt im Rahmen des „Alpenverein Weltweit Services“ auch die Bergnot.

Seine berechtigte Sorge: „Schöne Bilder und Postings von spektakulären Landschaften, einsamer Stille und atemberaubenden Wegen sind verlockend, aber auch trügerisch.“ Sein dringender Rat: Besonders wenn kleine Kinder mit auf den Berg genommen werden, gelte es, besondere Vorsicht, Verantwortung und Rücksicht walten zu lassen.

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