„Krone“-Kinokritik

Margot Robbie erweckt Barbie zum Leben

Kino
20.07.2023 12:03

Barbie-Fans aufgepasst: Ab heute startet „Barbie“ in den österreichischen Kinos. „Krone“-Redakteurin Christina Krisch nahm den Film genauer unter die Lupe.

Irgendwie ist Barbie ein bisschen so wie Pippi Langstrumpf. Optisch natürlich nicht, aber dennoch haben das sommersprossige Gör mit den Ringelstrümpfen und die durchgestylte Kultpuppe dasselbe Mantra: Sie machen sich die Welt so, wie sie ihnen gefällt! Und Barbies Kosmos hatte seit jeher diesen punschkrapfenfarbenen Ton, den die Erzeugerfirma Mattel zur Lieblingsfarbe der Fashion-verrückten An- und Ausziehpuppe erkor, mit der es sich, so man eine hatte, so vortrefflich in die Welt der Erwachsenen hineinträumen ließ.

Jawohl, träumen, das war ja das Tolle!
Doch nun, Überraschung: Barbie lebt, nimmt in Person von Margot Robbie Gestalt an - und stöckelt über unsere einstmals kindlichen Fantasien hinweg, ja sie lugt sogar über die Ränder ihres von pinkem Hedonismus geprägten Alltags hinaus.

Dass Regisseurin Greta Gerwig Barbie erst einmal in ihrer spielzeugbunten kitschigen Welt, die im Film ihre perfekt knallige Umsetzung findet, straucheln lässt, damit der wohlproportionierte Mädchentraum sich seiner Endlichkeit bewusst wird, ist, nun ja, recht platt. Fast wirkt die popkulturelle Schönheit wie ein Avatar ihrer selbst, und irgendwie wartet man auf den Einsatz eines hübschen pinken Defibrillators, der Barbies Herz erkennbar zum Schlagen bringt...

Auch die Püppchen-Diversität, die Mattel mittlerweile in den Spielzeugläden anbietet, hätte sich gern sichtbarer in Barbies Nachbarschaft im Film niederschlagen dürfen. Und dass die zum Leben erwachte Plastik-Ikone bald einmal der Schuh drückt, weil die stilettogeplagten Füße auf dem Boden der Realität angekommen sind, ist wirklich ein sehr irdisches Problem. Ich hätte mir ja von Greta Gerwig einen feschen Barbie-Orthopäden gewünscht, einen Doktor F. Hallux - „der Arzt, dem die Frauen vertrauen“! Doch nix da, Barbie muss leiden. Dass Ryan Gosling als Barbies schöner Standby-Walker mit Selbstironie weitaus generöser umgeht als erwartet und damit gegen sein tumbes Image augenzwinkernd anspielt, ist gelungen!

Natürlich ist Margot Robbie in ihrer naiven Autoreflexivität bezaubernd, weil ganz einfach vom Typ her perfekt gewählt, aber der Geruch eines gigantischen Marketingcoups haftet dem „Blondbuster“ dennoch wie ein schweres Parfüm an! Schließlich hängen an dem gewinnträchtigen Genre gut 100 Produktpartnerschaften, von diversen Gadgets über modische Extravaganzen bis hin zu pinken Luxuslinern, die unsinkbar in See stechen - ganz abgesehen von der damit erneut in Gang gesetzten Puppen-Mania.

Barbies Culture Clash mit den Härten des 21. Jh.s hätte noch mehr Erdung ganz gutgetan. So ist ihre Vertreibung aus dem Plastik-Paradies - und das ganz ohne biblischen Hintergrund - in weiten Teilen nur Behauptung. Und die aus dem Off vermittelte Botschaft „Weil Barbie alles sein konnte, konnten Frauen alles sein“ ist jetzt auch nicht gerade ein Spruch, den die Suffragetten vor sich her getragen hätten!

Letztlich vermag Greta Gerwig Barbie nicht wirklich aus deren Künstlichkeit zu erlösen. Zudem wusste schon Reese Witherspoon als gewitzte „Malibu-Barbie“ in der satirischen Komödie „Natürlich Blond“ die Latte recht hoch zu legen - und das nicht nur, weil sie die Farbe Barbie-Pink zum weiblichen Empowerment umdeutete. 

Wenn wir das Barbie-Orakel im Film richtig verstanden haben, dann gibt es uns Folgendes mit auf den Weg: Packt das Leben an - abseits von Komfortzonen. Go for it, Barbie!

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