„Wir schreiben das Jahr 2023. Wenn man heute ein Problem damit hat, Stellvertreter einer Frau zu sein, dann müsste man schon ein Mann mit einem sehr, sehr kleinen Ego sein.“ Viel klarer kann Niederösterreichs ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ihrem FPÖ-Vize Udo Landbauer nicht mehr ausrichten, was sie von ihm hält. Was für ein Schlag ins Gesicht für den blauen Polit-Macho, den die Zuschreibung „Landeshauptfrau-Stellvertreter“ zu einer öffentlichen Ablehnung ebendieser drängte. Doch was wiegt mehr? Das gekränkte Ego oder der Platz am Futtertrog? Am Ende siegt, Macho hin oder her, die Macht über den Stolz. Und so replizierte Landbauer auf das „Krone“-Interview, indem er die blau-schwarzen Scharmützel an den Bund abschob. Stimmt, auch dort richten sich ÖVP und FPÖ aktuell fast täglich Nettigkeiten aus. Auch dort sitzen mit Karl Nehammer und Herbert Kickl zwei Männer mit viel Stolz und Lust am Regieren. Und auch dort wird sich am Ende - sprich nach den nächsten Wahlen - die Frage stellen: Was ist größer - das eigene Ego oder die Liebe zur Macht?
Macht, Stolz, Ego - das alles sind Luxusthemen, mit denen sich viele Frauen nicht beschäftigen können. Sie brauchen ihre Zeit und Kraft für die Betreuung ihrer Kinder und einen Job, von dem sich leben lässt. Die Kombination von beidem ist für viele schier unmöglich - hinkt Österreich doch bei der Kinderbetreuung maßlos hinterher. Nicht einmal ein Drittel der Unter-Dreijährigen hat hierzulande einen Krippenplatz, in der Steiermark ist es gar nur ein Fünftel. Auf den ersten Blick ein reines Frauenproblem - nur 14 Prozent der Männer bezogen zuletzt Kinderbetreuungsgeld. Auf den zweiten Blick aber ein noch größeres Problem für den Arbeitsmarkt, der händeringend Fachkräfte sucht. Eine hochwertige Elementarpädagogik sei die Grundlage für die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Arbeitskräfte, ruft die Industriellenvereinigung nach Lösungen - unterstützt von der Arbeiterkammer, die noch dazu warnt: Die „Herdprämie“, also ein Zuschuss für die Betreuung zu Hause, halte noch mehr Frauen vom Arbeitsmarkt fern. Das schadet nicht nur den Firmen, sondern verstärkt die Lohnschere zwischen den Geschlechtern und kostet Frauen Geld in der Pension. Wer sich so eine Maßnahme einfallen lässt? Bisher nur der blaue Polit-Macho in Niederösterreich und seine Parteikollegin in Salzburg ... (ts)
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