Ist die Gastronomie Preistreiberin oder Opfer der Inflation? Die Debatte hat auch die steirischen Wirte erreicht. Was sagen sie zu den Vorwürfen?
Im „Beisl“ von Karli Pichlmaier, wie er seine „Ferls Weinstube“ in der Grazer Innenstadt selbst nennt, wird Tradition großgeschrieben. Auf der Karte stehen saures Rindfleisch, Cordon Bleu und Gulasch, die Theke an der Schank sieht nach dem Gründungsjahr des Betriebs, 1958, aus.
In den vergangenen Jahren hat sich – wie für so viele andere – viel verändert. Zuletzt waren es die Teuerungen, die die Gastronomie schwer trafen. Logisch, dass die Aufregung groß war, als Klaus Neusser, Chef des Instituts für höhere Studien, kürzlich die Gastronomie für die hohe Inflation verantwortlich machte. Die Gastro-Preise würden in Österreich durch den „relativ gut laufenden“ Tourismus, weniger Restaurant-Angebot durch Personalknappheit und weniger Gasthäuser am Land deutlich nach oben klettern.
Was die wahren Preistreiber sind
„Wir sind natürlich auch teurer geworden“, sagt Karli Pichlmaier. „Das Schnitzel kostet jetzt 15,50 statt 13,50 Euro. Aber wir können uns ja auch nur anpassen. Es sieht ja jeder im täglichen Leben, dass Lebensmittel mehr kosten.“
Der tägliche Einkauf kostet aktuell um rund 14 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auch Marktforscherin Susanne Bauer sagt: Die entscheidenden Posten in der Rechnung sind nach wie vor Wohnen und Energie, auch, wenn die Preise etwa bei Heizöl und Sprit wieder gesunken seien.
Es sind die Nebenkosten, wie sie viele Gäste oft nicht sehen wollen, sagt Pichlmaier. „Personal, Strom. Öl ist auch um 100 Prozent teurer geworden! Das wollen manche nicht wahrhaben, aber wir müssen das weitergeben.“ Zehn Prozent mehr müssen die Gastronomen seit Mai für Löhne und Gehälter zahlen.
Die magische Grenze beim Schnitzel-Preis
Wie viel lässt sich weitergeben? Ab wann ist ein Preis ein Wucher? Karli Pichlmayer setzt die magische Grenze bei 17 Euro für ein Schnitzel vom Schwein in guter Qualität an. „Wenn ich die Zutaten dafür mal drei rechne, würden wir eh fast dort landen“, sagt er.
Obwohl die Insolvenzen in der Gastro in diesem Jahr schon um 56 Prozent zugenommen haben, blickt Pichlmaier positiv in die Zukunft. „Wer gut ist, der hat auch sein Klientel.“ Wichtig sei, wieder mehr junge Leute zu gewinnen. Die Kultur, die die Weinstube ausmacht, gehört weitergegeben. „Es geht um Tradition. Ein klasses Gulasch, Krautfleckerl, das gehört aufrecht erhalten.“
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