Sie haben heute noch Albträume. Ihre Existenz im bürgerlichen Leben steht auf wackeligen Beinen. Dennoch wagen sich jetzt immer mehr Heimkinder an die Öffentlichkeit. Und bringen Licht in ein dunkles Kapitel von Österreichs Vergangenheit. "Während meiner Zeit im Schloss Wilhelminenberg waren wir den Erzieherinnen schutzlos ausgeliefert", schildert etwa Hilde H. (Bild) aus Wien.
Jeden Tag hatte sie Angst vor neuen, furchtbaren Strafen. "Einmal mussten wir einfach so die ganze Nacht stehen. Es herrschte Terror", erzählt die Frau der "Krone".
"Im Schloss Wilhelminenberg bin ich im Jahre 1954 als Knabe missbraucht worden. Ich wurde im Unterleib verletzt. Später hat man mir auch einen Finger gebrochen – bei Prügelorgien", erklärt Peter T., ein weiteres Opfer.
Zeitzeugin: Bub wurde in den Tod getrieben
Eine heute 82-jährige Zeitzeugin erinnert sich gar an das besonders tragische Schicksal des "kleinen Willi". Da der Nachbarsbub – eine Vollwaise – Ende der 1960er-Jahre "besonders ungezogen" war und niemand da war, auf den Rabauken aufzupassen, wurde er ins Heim gesteckt. "Ein Paar gestohlener Schuhe in Simmering waren der Anlass für die sofortige Einweisung in das Erziehungsheim", erzählt die einstige Nachbarin.
In seiner Verzweiflung schrieb das Kind in einem Brief an seinen Bruder: "Ich bin hier oben im Heim todunglücklich. Bitte hol mich hier raus." Doch der Bruder – selbst noch ein junger Bursch – war machtlos gegen die Bürokratie und die verschworene Erzieher-Clique. Der kleine Willi wurde dann von den selbst ernannten Pädagogen offenbar psychisch so sehr gebrochen, dass er sich schlussendlich aus einem Fenster in den Tod stürzte.
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