Goldene Idee umgesetzt

Der Pelletspionier mit Weitblick vom Arlberg

Tirol
30.04.2023 12:00

Das ehemals stattliche Sägewerk in St. Anton steht seit zwei Jahren wegen Mitarbeitermangel still. Rainer Falch, Geschäftsführer in dritter Generation, begann vor 13 Jahren allen Unkenrufen zum Trotz die Produktion von Pellets. Diese goldene Idee lässt nun das Unternehmen weiter pulsieren.

Selbst wenn man das Wort Energiekrise nicht mehr hören kann: Es bleibt eines der zwei Hauptthemen. Vor 13 Jahren war diese Entwicklung noch nicht absehbar, doch Rainer Falch, Geschäftsführer des gleichnamigen St. Antoner Sägewerkes in dritter Generation, machte sich damals „folgenschwere“ Gedanken. Diese hatten mit dem ebenfalls heute modernen Wort Nachhaltigkeit zu tun: „Das Abfallprodukt Sägemehl wurde weiß Gott wohin gekarrt. Da überlegten wir, mit der Produktion von Holzpellets einen regionalen Kreislauf aufzubauen, um alles vom Baum hier verwerten zu können“, blickt Falch zurück. So ging man in die Planung einer Pelletierungsanlage, für das Familienunternehmen eine große Investition.

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Das Sägemehl war plötzlich unglaublich teuer. Was im letzten Jahr abgegangen ist, war nicht mehr normal.

Geschäftsführer Rainer Falch

„Damals eine Prozedur, heute im Zeitgeist“
„Schon bei der Angebotseinholung wurde mir der Vogel gezeigt“, erinnert sich der St. Antoner, „alle sagten, dass die Dimension viel zu klein ist und sich das niemals rechnet.“ Doch Falch blieb beharrlich. Es gab wirklich nur große Anlagen und einige Komponenten der Produktionsstraße mussten als Prototyp eigens hergestellt werden. Heraus kam die kleinste zertifizierte Produktionsanlage für Pellets in ganz Österreich. Auch heute noch. Allerdings mit dem größten Regionalitätsdenken, denn das Sägewerk garantiert den Einkauf von Rundholz aus einer Entfernung von höchstens 100 Kilometern. „Was damals eine Prozedur war, liegt heute im Zeitgeist und ist ein absoluter Zukunftszweig“, sagt der Betriebsführer mit Weitblick, froh über seine damalige Sturheit. Pro Stunde wird eine Tonne Holzpellets produziert – ein energieintensiver Prozess in neun Produktionsschritten.

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Ich verstehe, dass die Leute diesen Preisanstieg nicht verstanden haben, ich ja auch nicht.

Geschäftsführer Rainer Falch

„Ich habe den Preisanstieg selbst nicht verstanden“
Der Sägewerksbetrieb steht allerdings seit zwei Jahren still, man finde einfach keine Mitarbeiter. So muss zurzeit Sägemehl zugekauft werden. Eine suboptimale Situation, wie Rainer Falch selbst erlebt hat: „Das Sägemehl war plötzlich unglaublich teuer. Was im letzten Jahr abgegangen ist, war nicht mehr normal.“ Und die Preissteigerung der Pellets um 250 Prozent, wie kann er sich die erklären? „Ich verstehe, dass die Leute diesen Preisanstieg nicht verstanden haben, ich ja auch nicht.“

Ein Resultat des Marktgesetzes von Angebot und Nachfrage, sagt er, allerdings in diesem Maße auch für ihn als Produzent nicht nachvollziehbar, auch wenn die Energie teurer geworden ist. Mit eigenem Kraftwerk hat Falch allerdings gut lachen. Langsam lachen auch die Kunden wieder, denn der Preis hat sich inzwischen mit rund 350 Euro pro Tonne „beruhigt“. Für den Nachhaltigkeitsfan, der „sowieso immer etwas günstiger war“, ist die Regionalität zentral. Auch das Sägemehl, das zugekauft wird, stamme garantiert aus dem Umkreis von 100 Kilometer.


Gerne würde er auch wieder Holz kaufen, doch die Chancen, geeignete Mitarbeiter zu bekommen, seien gering. Sollte es doch noch ein diesbezügliches Wunder geben, der Betrieb stehe Gewehr bei Fuß und könne jederzeit hinaufgefahren werden. Alles Pelleti!

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