„Tier des Jahres“

Die stillen Helden unserer Natur in Feld und Flur

Niederösterreich
10.12.2025 12:00

Die Adelung der Arten des Jahres 2026 offenbart verletzliche Schöpfungswunder. 

Alle Jahre wieder küren die heimischen Schöpfungsbewahrer jene Arten, die im kommenden Jahr besondere Aufmerksamkeit verdient haben. Es sind die Schönheiten, die Seltenheiten, die Verkannten – und manchmal auch die Störenfriede. 2026 ist keine Ausnahme: Vom Alpensalamander bis zum mächtigen Einzeller Kraken carinae reicht die illustre Runde jener Wesen, denen heuer die Naturbühne gehört.

Zarte Eleganz: Die Wiesenglockenblume
Ganz oben am Stockerl thront heuer die Wiesenglockenblume – anmutig, zartlila, ein poetischer Akzent in jeder Wiese, in der sie noch wächst. Sie neigt ihr Köpfchen wie im Knicklicht des Sommers, doch ihr Rückzug ist dramatisch: Immer mehr Standorte fallen intensiver Nutzung zum Opfer. Die Auszeichnung soll ihr nicht nur Bewunderung, sondern auch Schutz bringen.

Die Pazifische Leuchterflechte.
Die Pazifische Leuchterflechte.(Bild: CHRISTIAN_BERG)

Moos und Flechte des Jahres: Leuchten, Stauben, Überleben
Die Welt der Moose und Flechten wirkt auf den ersten Blick unscheinbar – bis man genauer hinsieht. 2026 strahlen gleich zwei besondere Arten:

  • Die Pazifische Leuchterflechte, leuchtend gelb wie ein winziges Signalfeuer an der Rinde alter Bäume.
  • Das Mecklenburgische Schnabeldeckelmoos, ein Überlebenskünstler in feuchten Winkeln, der mit einer Art „Schnabel“ seine Sporenkapsel schützt. Beide Arten erinnern daran, wie viel Magie im Kleinen steckt.

Der dunkle Glanz der Alpenwelt: Der Alpensalamander
Als „Lurch des Jahres“ steht diesmal ein kantiger Charakter im Rampenlicht: der Alpensalamander. Lackschwarz, geheimnisvoll – ein Wesen, das wirkt, als sei es aus nasser Nacht modelliert. Er bringt, einzigartig unter unseren Amphibien, lebende Junge zur Welt und trotzt damit dem rauen Gebirgsklima. Kein Wunder, dass ihn viele liebevoll „Regenmandl“ nennen.

Auf acht Beinen durchs Rampenlicht: Die Streifenkreuzspinne
Es kreist, es glänzt, es hält – das kunstvolle Netz der Streifenkreuzspinne. Sie wurde zur Spinne des Jahres gekürt und soll ihr Image ein wenig aufpolieren. Mit ihren feinen Streifen wirkt sie fast elegant, und ihr Radnetz ist ein Wunderwerk der Statik. Vielleicht gelingt ihr nun ein Sprung auf der Beliebtheitsskala.

Die Streifenkreuzspinne, Spinne des Jahres 2026.
Die Streifenkreuzspinne, Spinne des Jahres 2026.(Bild: Wolfgang Kairat)

Das flinkste Tier Österreichs: Das Mauswiesel
Bei der landesweiten Online-Abstimmung hatte es heuer leichtes Spiel: Das Mauswiesel, pfeilschnell, neugierig und unverschämt niedlich, wurde zum „Tier des Jahres“ gewählt. Seine Fähigkeit, selbst in engste Spalten zu schlüpfen, macht es zu einem effizienten Mäusejäger – und zu einem heimlichen Star der Kulturlandschaft.

Niedlich, flink und zum offiziellen „Tier des Jahres“ gewählt: das Mauswiesel.
Niedlich, flink und zum offiziellen „Tier des Jahres“ gewählt: das Mauswiesel.(Bild: Stefan Weber)

Ein Sänger mit Federkamm: Der Kiebitz
„Kiwitt! Kiwitt!“ – ein Ruf wie ein Rufzeichen für den Frühling. Der Kiebitz, mit seinem markanten Schopf und eleganten Flugmanövern, ist der Vogel des Jahres 2026. Doch hinter seiner Schönheit steht ein ernster Hintergrund: Die Art ist stark gefährdet. Mit seiner Wahl soll der stimmfreudige Wiesenbewohner wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.

Ein Fisch, der durch den Darm atmet: Der Schlammpeitzger
Der Name ist sperrig, die Lebensweise erstaunlich: Der Schlammpeitzger, ein vom Aussterben bedrohter Grundfisch, kann durch seinen Darm atmen und überlebt so selbst in sauerstoffarmen Gewässern. Nun darf er den Titel „Wassertier des Jahres“ tragen – eine kleine Anerkennung für ein großes Anpassungstalent.

Alien des Jahres: Der Kirschlorbeer
Er sieht gut aus, doch genau das ist sein Problem: Der glänzende Kirschlorbeer, Liebling vieler Gartenbesitzer, ist in Österreich inzwischen ein ökologisches Sorgenkind. Als „Alien des Jahres 2026“ wird er wissenschaftlich „entzaubert“, denn er verdrängt heimische Arten und breitet sich ungebremst aus. Ein Warnruf in dunklem Grün.

Das „Monster unter den Mikroben“: Kraken carinae
Zum Schluss wird’s winzig – und spektakulär. Der Einzeller Kraken carinae hat seinen Namen nicht zufällig. Mit seinen tentakelartigen Ausstülpungen lauert er geduldig auf vorbeiziehende Bakterien. Hunderte Individuen leben in nur einem Gramm Boden. Als „Einzeller des Jahres“ erinnert er daran, wie viel Leben in jedem Handvoll Erde steckt.

Fazit: Vielfalt, die berührt
Die „Arten des Jahres“ 2026 sind mehr als eine Liste hübscher oder kurioser Wesen. Sie sind Botschafter für die vielfältige, oft bedrohte Natur unseres Landes. Jede Art erzählt eine Geschichte – von Schönheit, Anpassung, Überleben und von unserem Verhältnis zur Landschaft, die uns umgibt.

Die Kürung ist ein Appell: hinsehen, wertschätzen, schützen. Denn Österreichs Natur hat Wundersames zu bieten, wenn man bereit ist, auch die kleinen Universumswunder sorgsam zu bewahren.

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