Guten Morgen

Geteiltes Leid | Soziale Schande

Kern und Doskozil

(Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)

 Je breiter Christian Kern Fragen nach einer Kandidatur für die SPÖ-Spitze weglächelt, umso heißer brodelt die Gerüchteküche. Dass er alleine die Führung der gebeutelten Partei übernimmt, ist unwahrscheinlich - zu hart war der Bruch bei seinem Abgang 2018, nicht alle in der SPÖ haben die internen Streits, die Intrigen in der Löwelstraße von damals vergessen oder gar vergeben. Einer, der das konnte, ist Hans Peter Doskozil. Seit 2021 versöhnt, berät der Ex-Kanzler den burgenländischen Landeschef seitdem in wirtschaftspolitischen Belangen. Ob sich zwischen den beiden unterschiedlichen Typen - dem lauten Polterer Doskozil und dem Slimfit-Sozialdemokraten Kern - eine Männerfreundschaft entwickelt hat? Man weiß es nicht, man darf zweifeln. Fest steht, dass beide Strategen sind. Und Lust an Sieg und Macht verspüren. Allein schon deshalb ist nicht auszuschließen, was rote Spatzen von den Dächern pfeifen: In einer Doppelspitze sollen die beiden ehemaligen Regierungspartner die SPÖ zurück auf Kurs führen wollen, vorbei an Noch-Parteichefin Rendi-Wagner und Linksverbinder Andreas Babler. Pfeifkonzerte, Intrigen, Querschüsse, Sesselsäger: Sollten sie das parteiinterne Leid, das mit dem SPÖ-Chefposten stets zu kommen scheint, nicht abstellen können - zumindest wäre es dann durch zwei geteilt. 

Und sollte die SPÖ, die das „sozial“ zumindest noch im Namen trägt, nach der nächsten Wahl das Land (mit-)regieren - zu tun gäbe es genug: „Es kann nicht sein, dass sich Mindestpensionisten nach einem arbeitsreichen Leben um Lebensmittelhilfe anstellen müssen. Das ist eine Schande für ein Land wie Österreich!“, nimmt Caritas-Präsident Michael Landau im „Krone“-Interview klar Stellung zur Sozialhilfe. Nachdem der Verfassungsgerichtshof das unter Türkis-Blau beschlossene Gesetz gekippt hat, fordert Landau nun zum raschen Handeln bei der „Baustelle Sozialhilfe“ auf: „Eine Reparatur ist zu wenig, es braucht eine Reform!“ Ein hehrer Wunsch, der bei Türkis auf taube Ohren stoßen wird, stehen doch dort die Zeichen Richtung Verschärfung - und auf Wahlkampf.  (ts)

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