Ein Unfall, ein Schlaganfall, ein Tumor, vieles kann jemanden der Fähigkeit, den Alltag allein zu bewältigen, berauben. In Kärnten leben 12.500 Menschen mit sogenannten erworbenen Hirnschäden. Das Netzwerk „Hirnverletzt“ hilft mit verschiedensten Aktivitäten bei der Bewältigung des Alltags. Nun sogar mit Ausbildungen zum Discjockey.
„Als Mutter hast du plötzlich wieder ein kleines Kind daheim und weißt mit so vielen Fragen nicht wohin“, erzählt Gabi Maurer, deren Tochter vor zwei Jahren einen Autounfall hatte. Antworten versucht das Netzwerk „Hirnverletzt“ zu geben, das Ricarda Motschilnig gründete, nachdem ihr Bruder, ein topfitter Ausdauersportler, nach einem Stiegensturz zum Pflegefall wurde.
Mit 27 ins Altersheim
„Schon die Frage des Lebensraumes wird zum Problem, mein Bruder hätte mit 27 Jahren ins Altersheim sollen“, erzählt die hauptberufliche Erwachsenenbildnerin, die nun bei allen möglichen Problemen zu helfen versucht. „Es braucht sehr viel Hilfe, die nicht immer vorhanden ist, vor allem Freizeitaktivitäten, die für die Lebensfreude auch sehr wichtig sind, werden kaum geboten.“
Ein Netzwerk von 300 Professionisten wie Therapeuten oder Sozialarbeiter wurde geknüpft, Betroffene werden regelmäßig zum Austausch zusammengebracht, es werden Workshops und Freizeitaktivitäten organisiert. Nach Wanderungen, Kegelrunden oder Trommelkreisen nun sogar erstmals Discjockey-Kurse.
Dazu wurden die Spezialisten aus Wien geholt. Der Fireflyclub bietet beeinträchtigen Menschen sogar professionelle DJ-Ausbildung an, vermittelt sie dann zu Festivals und Firmenevents. Die Premiere in Kärnten war vorerst ein eintägiger Kurs, bei dem die Interessierten den Umgang mit Geräten wie dem Mischpult, Mischtechniken und Übergänge lernten. Am Abend im Klagenfurter Café „Wohnzimmer“ gab es dann die offene DJ-Party unter dem Motto „Musik kennt keine Ausgrenzung, Musik verbindet“.
Es hilft mir sehr. Ich bin, wenn ich Musik auflege, in einer anderen Welt.
Sebastian, Discjockey mit Hirnverletzung
Dass es funktioniert, kann Sebastian, der trotz Beeinträchtigung schon länger als DJ tätig ist, bestätigen. „Es ist eine gute Therapie, ich vergesse dabei meine Behinderung und bin in einer andern Welt und die Menschen, die zu den Festen kommen, sind danach viel aufgeschlossener.“
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