Versuch mit Mäusen

Stress nach Geburt führt später zu Lernschwächen

Wissenschaft
21.09.2011 10:02
Stress nach der Geburt kann einer Studie zufolge bei ausgewachsenen Mäusen zu Lernschwäche führen. Wissenschafter des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München wiesen einen Zusammenhang zwischen frühem Stress bei neugeborenen Mäusen und späteren Hirnveränderungen nach. Maßgeblich dafür ist demnach das Peptid CRH, das bei Stress ausgeschüttet wird.

CRH (Corticotropin-releasing Hormon) könne in der Entwicklungsphase kurz nach der Geburt zu Veränderungen in der Hirnregion des Hippocampus führen, die für Lern- und Gedächtnisprozesse besonders wichtig ist, teilte das Max-Planck-Institut am Dienstag in München mit. "Eine erhöhte CRH-Konzentration im Hippocampus kann also später Lerndefizite hervorrufen", sagte Arbeitsgruppenleiter Mathias Schmidt.

Die Forscher berichten über ihre Studie im "Journal of Neuroscience". Auf Menschen sind die Ergebnisse nach Angaben einer Sprecherin des Instituts nicht übertragbar. Es sei aber bekannt, dass Stress sich auch bei ihnen negativ auf die Lernfähigkeit auswirke.

Mäuse wachsen mit Stress auf
Für die Mäuse-Studie setzten Schmidt und seine Kollegen das Muttertier und die Jungen unter Stress, indem sie ihnen zu wenig Material für den Nestbau zur Verfügung stellten. Das Ergebnis: Mäuse, die ab dem zweiten Tag nach ihrer Geburt eine Woche lang mit Stress aufwachsen, zeigen im Erwachsenenalter ein deutlich schlechteres Lern- und Erinnerungsvermögen.

Im Hirngewebe der erwachsenen Tiere seien zahlreiche Veränderungen erkennbar gewesen, hieß es. Nervenzellen hätten beispielsweise weniger Kontaktstellen, zudem sei deren Plastizität verringert - also die Fähigkeit, sich ständig an neue Bedingungen anzupassen. "Beides führt zu einer geringeren Kommunikation zwischen den Zellen und könnte die Lern- und Gedächtniseinbußen erklären."

Möglichkeit zur Behandlung frühkindlicher Traumata
In einem nächsten Schritt wollen die Forscher des Max-Planck-Instituts untersuchen, ob sich die Veränderungen im Gehirn durch Hemmstoffe von CRH verhindern oder sogar rückgängig machen lassen. Dann könnten die bereits bestehenden CRH-Gegenspieler möglicherweise auch für die Behandlung frühkindlicher Traumata eingesetzt werden, sagte Schmidt.

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