„Auf Sicht fahren“

Weitere Zinserhöhungen? Kritik aus Italien an EZB

Wirtschaft
08.03.2023 14:21

Um die im vergangenen Jahr massiv gestiegene Inflation in Europa wieder einzubremsen, hat die Europäische Zentralbank zuletzt ihren Leitzins sehr drastisch erhöht - wodurch etwa variable Kredite deutlich teurer geworden sind. Nun dürften sogar noch weitere große Kurssprünge bevorstehen. Kritik daran kommt jedoch aus Italien: Notenbankchef Ignazio Visco widerspricht nämlich seinen Kollegen aus Österreich und Deutschland.

Die Ungewissheit sei so groß, dass sich der EZB-Rat, der über die Zinsen entscheidet, darauf geeinigt habe, von Sitzung zu Sitzung zu entscheiden, ohne eine Zukunftsorientierung zu geben, sagte Visco am Mittwoch in Rom. „Aus diesem Grunde schätze ich Kommentare meiner Kollegen zu künftigen und anhaltenden Zinserhöhungen nicht.“

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte zwar vor wenigen Tagen die Intention der Notenbank bekräftigt, die Zinsen auf der Sitzung am 16. März erneut um 0,50 Prozentpunkte anzuheben. Was danach kommen soll, ist noch unklar. Manche Währungshüter gaben dazu aber bereits Signale.

Weitere Reihe von Zinserhöhungen steht bevor
So hatte am Dienstag Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann in einem Zeitungsinterview ausgeführt, er rechne angesichts einer weiterhin hohen Teuerungsrate noch heuer mit einer ganzen Serie von Zinserhöhungen. Deutsche-Bundesbank-Präsident Joachim Nagel äußerte vergangene Woche die Einschätzung, auch über den März hinaus könnten weitere deutliche Zinsschritte erforderlich sein.

Aus dem EZB-Direktorium gab es ebenfalls bereits Stimmen zum möglichen Vorgehen nach März. So sagte EZB-Chefvolkswirt Philip Lane am Dienstag in einer Rede, aktuelle Daten deuteten darauf hin, dass es angemessen sein werde, die Schlüsselsätze dann weiter anzuheben.

Zu vorschnelle Erhöhungen?
Laut Visco sollte die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation auf Sicht fahren. Zwar sei es den Währungshütern gelungen, die Inflationserwartungen zu stabilisieren, aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten seien Entwicklungen aber schwer voraussagbar. „Die Geldpolitik muss daher weiter mit Umsicht vorgehen und sich an den verfügbar werdenden Daten orientieren“, fügte der Gouverneur der Banca d‘Italia Visco hinzu.

Die Euro-Notenbank hat seit der Zinswende im Juli 2022 die Schlüsselsätze bereits fünfmal in rascher Folge erhöht um insgesamt 3,0 Prozentpunkte. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagenzins, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit aktuell bei 2,50 Prozent. Experten gehen derzeit davon aus, dass die EZB auf ihrem Straffungskurs den Zinsgipfel bis zum Ende des Sommers bei rund vier Prozent erreichen wird.

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