Besonders entlang von Straßen landet Abfall zusehends in Äckern und Weingärten. Bei den betroffenen Landwirten und Winzern sorgt das für Ärger. Doch nicht nur die Autofahrer sind „Müllsünder“.
Das große Saubermachen findet demnächst wieder bei den Flurreinigungen im ganzen Land statt. Für Bio-Winzerin Sigrid Lehner aus Gols ist aber gewissermaßen das ganze Jahr über Flurreinigung angesagt. Die Weinbäuerin sammelt regelmäßig den Müll ein, der in ihren Weingärten landet - und der wird nicht weniger. Bierdosen bis Lebensmittelverpackungen finden sich auf ihrem Grund.
Ärger über herumfliegendes Bindematerial
„Wenn wir im Weingarten arbeiten, sammeln wir gleichzeitig den Abfall ein. Zum Glück haben unsere Hosen viele Taschen“, meint sie. In ihrem Fall sind aber gar nicht die Autofahrer die Müllsünder, sondern mehr die Arbeiter von Weingärten in der Umgebung, die ihren (Jausen-)Abfall der Natur überlassen. Was Lehner besonders ärgert ist, dass manche Winzer dazu übergegangen sind, die Farbbänder von Thermotransferdruckern als Bindematerial zu verwenden. Die Bänder reißen irgendwann und fliegen dann davon. „Ich finde das ganz schlimm. Wir verwenden nachhaltiges Bindematerial und sammeln sogar das ein.“
„Braucht nur guten Willen“
Ihr geht es aber gar nicht so sehr darum, anderen vorzuschreiben, welches Bindematerial sie nehmen sollen, sondern vielmehr darum, dass sie ihren Müll wieder mitnehmen. „Das kostet nix, das geht mit Nachdenken und gutem Willen.“ Aber auch die „Sünden“ der Autofahrer sind der 57-Jährigen gut bekannt: „Das Fastfood-Menü hält genau bis zum Autobahnzubringer Gols, dort werden dann die Sackerl entsorgt.“
Gesetzlich ist die Sache recht eindeutig: Es darf keinerlei Plastik in die Umwelt eingebracht werden. Auch in der Landwirtschaft wird viel Plastik verwendet, gelangt auf Äcker und in die Landschaft.
Wolfgang Spitzmüller, Umweltsprecher der Grünen
Für Wolfgang Spitzmüller, Umweltsprecher der Grünen und Naturschutzorgan, ist klar, dass mehr Bewusstsein geschaffen werden muss. „Plastikfolien, -schnüre und -binder müssen rechtzeitig entfernt oder ersetzt werden, bevor sie als Mikroplastik im Boden und schließlich in unseren Lebensmitteln landen.“ Die Landwirtschaftskammer sei gefordert, aufzuklären. Auch die Gemeinden müssten die Bevölkerung informieren, da sie meist wissen, wo die „Hotspots“ sind.
Müll sorgt bei Mähdreschern für Probleme
Bei der Landwirtschaftskammer ist das Problem bekannt. Plastikflaschen, Zigarettenpäckchen und anderer Unrat landet immer wieder auf Feldern und in Weingärten, die sich neben Straßen befinden. Aber auch in Windschutzgürteln sammelt sich gerne der Müll. In der Nähe von Deponie kommt es oft zu Windverfrachtung. Bei landwirtschaftlichen Geräten könne der Müll zu Problemen führen, sagt Wolf Reheis, Leiter der Abteilung Pflanzenbau in der Landwirtschaftskammer. Bei Mähdreschern könne der Abfall das Abscheidesystem verlegen. Das wieder zu entfernen, koste dann Zeit und somit Geld. Auf die Pflanzen hätte der Plastikabfall eher weniger Auswirkungen. Die langfristigen Folgen könne man aber nicht abschätzen.
Nahrung ist sicher
Sorgen, dass die Müllreste in der Nahrung und damit auf unseren Tellern landen könnten, muss man laut Reheis nicht haben. Es gebe Abscheidesysteme sowie eine Nachreinigung, welche genau eine solche Kontamination verhindern und dafür sorgen sollen, dass nur hochwertige Rohstoffe in die weitere Verarbeitung gelangen. Ähnliches gilt für den Bereich des Weinbaus: Laut Verena Klöckl, Weinbauberaterin in der Landwirtschaftskammer, sind die Lesemaschinen entsprechend ausgestattet, dass nur die Trauben in den Behälter gelangen.
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