Haben Sie gewusst, dass viele Bundesländer eigene Variationen der Schulschrift haben? In Wien wurde dieser Schrift nun ein Facelifting verpasst, die den Schreibfluss von Kindern unterstützen und so leichter zu erlernen sein soll. Die neue Schrift „Prima“ kommt ohne unnötige Schnörkel aus und ist weniger starr als die durchgehend verbundene Schrift. Darüber hinaus kann sie ohne urheberrechtliche Bedenken genutzt werden - was früher nicht immer der Fall war.
Mit der Entwicklung von „Prima“ wurde vor drei Jahren begonnen: Nun konnte die neue Schulschrift vom Wiener Bildungsserver und der Typographischen Gesellschaft vorgestellt werden. Der Fokus lag dabei darauf, den natürlichen Schreibfluss von Kindern zu unterstützen. „Waren bisherige Schriften darauf ausgerichtet, möglichst schön zu schreiben, geht es bei ,Prima‘ mehr um die Funktion der Schrift“, weiß Donat Klingesberger, Geschäftsführer des Wiener Bildungsservers. Die Buchstaben sind nicht nur einfacher erlernbar, sondern im Gegensatz zu vorher auch nicht mehr so leicht zu verwechseln. Das ist gerade für Kinder mit Leseschwäche nützlich.
Auffällig ist auch, dass die Buchstaben eines einzelnen Wortes nicht zwangsläufig miteinander verbunden sein müssen. Dadurch sind bessere Übergänge möglich und damit auch ein höheres Schreibtempo. Gerade bei schriftlichen Prüfungen ist dies natürlich ein großer Vorteil für Schüler - es hilft aber auch beim Lernen von Fremdsprachen oder wenn Deutsch die Zweitsprache ist.
Lehrerin: „Ergonomischer und organischer“
Volksschullehrerin Claudia Petz freut sich schon sehr, die Schreibschrift ,Prima‘ im neuen Schuljahr ab September einsetzten zu können. „Die bisherige Druckschrift der Schulschrift 1995, die in der ersten Klasse unterrichtet wird, war sehr gerade und akkurat - damit hat sie nicht so ausgesehen, als ob sie jemand geschrieben hätte“, erklärt die Pädagogin - das sei bei Prima durch die leichte Neigung anders. Sie hat die Schrift auch schon auf ihrem Rechner installiert und auch da habe „Prima“ einen guten ersten Eindruck auf sie gemacht. „Die Abstände passen besser, die Buchstaben fügen sich auch besser in die Lineatur ein, mit der SchülerInnen erklärt wird, wie hoch bzw. tief die Zeichen sein müssen“, so Petz. So ließen sich eigene Arbeitsblätter leichter erstellen.
Auch mit der Schreibschrift wird es sich gut arbeiten lassen. „Auf mich wirkt ,Prima‘ viel ergonomischer und organischer, als die bisherige Schulschrift 1995“, so die Pädagogin im Gespräch mit krone.at. Dass einzelne Buchstaben nicht zwingend verbunden werden müssen, wie zwischen „S“ und „o“ im Wort Sonne, sieht sei als klaren Vorteil. Sie hofft, dass auch die Schulbuchverlage die neue Schrift verwenden werden.
Schüler aus 200 Ländern können erstmals Namen korrekt schreiben
Ein weiteres Manko wurde bei „Prima“ behoben: In allen verfügbaren Schulschriften fehlen wichtige Zeichen, um für mehrsprachigen Einsatz verwendet werden zu können. Die neue Schrift deckt Schriftzeichen aus über 200 Sprachen ab. „Sie bildet damit auch die Vielfalt an Namen ab, die es in unserer Stadt gibt“, so Klingesberger stolz. So sei es nun sogar möglich, Namen in der Sprache der Chipewyan in Nordwestkanada abzubilden - aber auch Schüler aus der Türkei, Polen oder Island könnten mit ihr erstmals ihre Namen zu 100 Prozent korrekt schreiben.
Schrift kann kostenlos heruntergeladen werden
Die Ausgangsschrift „Prima“ muss allerdings nicht sklavisch kopiert werden - sie dient nur als Fundament zur Entwicklung der eigenen, individuellen Handschrift. Bei der Entwicklung wurde nicht nur rein auf die Funktionalität geachtet: „Schreiben ist nicht nur nützlich, es soll auch Spaß machen. Um Spaß zu machen, muss das Vorbild in jeder Hinsicht - auch ästhetisch - ansprechend gestaltet sein“, heißt es dazu in einer begleitenden Broschüre zur Schrift. Die Schrift kann kostenlos hier heruntergeladen werden.
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