Trotz Viruswelle

Corona: Keine neuen Virusvarianten in China

Wissenschaft
08.02.2023 15:43

Die Sorge, dass die riesige Covid-19-Welle in China nach Aufhebung der striktesten Quarantäneregeln ab Anfang Dezember 2022 zum Entstehen für das Ausland gefährlicher Virusvarianten führen könnte, scheint vorerst unbegründet. Eine aktuelle Studie aus Peking im medizinischen Fachblatt „The Lancet“ zeigte keine neuen Mutationen von SARS-CoV-2.

„Die Genom-Analyse von 413 neuen Covid-19-Infektionen in Peking ab dem Zeitpunkt, zu dem China seine strengsten Pandemie-Verordnungen aufhob, deutet darauf hin, dass sie alle durch bereits vorher bekannte Stämme verursacht wurden. Mehr als 90 Prozent der lokalen Infektionen in Peking zwischen dem 14. November und dem 20. Dezember 2022 erfolgten durch die Omikron-Subvarianten BA.5.2 oder BFD.7“, schrieb jetzt die weltweit angesehene medizinische Fachzeitschrift, welche die wissenschaftliche Untersuchung veröffentlicht hat.

Hochschnellen der Infektionszahlen nach Maßnahmenende
China hatte nach rund drei Jahren vergeblicher Null-Covid-Politik samt extremen Einschränkungen für die 1,4 Milliarden Menschen umfassende Bevölkerung die restriktivsten Maßnahmen mit 7. Dezember vergangenen Jahres aufgehoben. Die Folge war - vor allem wegen der in den vorangegangenen Pandemie-Jahren lückenhaften Impfstrategie - ein Hochschnellen der Erkrankungszahlen.

Im Gegensatz zu Österreich ist Paxlovid in China auf legalem Wege derzeit kaum erhältlich. (Bild: AFP/Jade GAO)
Im Gegensatz zu Österreich ist Paxlovid in China auf legalem Wege derzeit kaum erhältlich.

George Gao und seine Mitarbeiter vom Institut für Mikrobiologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften hatten bereits jahrelang Genom-Studien zu den kursierenden SARS-CoV-2-Stämmen durchgeführt. „Berücksichtigt man den Effekt, den die Virusvarianten auf den Verlauf der Pandemie gehabt haben, ist es natürlich wichtig, dass man untersucht, ob neue Mutationen seit den jüngsten Änderungen in den chinesischen Strategien zur Verhinderung von Neuinfektionen und zur Kontrolle der Erkrankungen entstanden sind“, erklärte der Wissenschafter.

Erbsubstanz von über 2800 Proben entschlüsselt
Mehr Infektionen mit einem Erreger führen aus Gründen der Evolutionsbiologie „automatisch“ zu mehr Genmutationen. Das kann auch zum Entstehen neuer, einem natürlichen oder durch die Impfung entstandenen Immunschutz ausweichenden, Virusstämme führen. Prinzipiell wäre auch Resistenz gegen die vorhandenen antiviralen Medikamente (Paxlovid, Molnupiravir, Remdesivir) möglich. Die „passive Impfung“ mit bestimmten monoklonalen Antikörpern gegen einzelne Virusvarianten wurde ja im Rahmen der Covid-19-Pandemie wegen neuer Erregerstämme immer wieder unwirksam.

Die chinesischen Wissenschafter wählten daher aus insgesamt 2881 Virusproben in der Studie per Zufall 413 neue aus und entschlüsselten deren Erbsubstanz. Das startete mit 14. November 2022, als die Zahl der Erkrankungen in Peking plötzlich in die Höhe ging, und erfolgte bis zum 20. Dezember vergangenen Jahres. 350 der Virusproben kamen aus dem Raum Peking, 63 stammten aus dem Ausland. „Der dominante Virusstamm nach dem 14. November 2022 war BF.7 mit einem Anteil von 75,7 Prozent der lokalen Infektionen. Eine andere Omikron-Subvariante, BA.5.2 war für 16,3 Prozent verantwortlich“, heißt es im „Lancet“.

„Daten aus China dringend benötigt“
Die südafrikanischen Virologen Wolfgang Preiser und Tongai Maponga von der Universität Stellenbosch, selbst nicht an der wissenschaftlichen Untersuchung beteiligt, äußerten sich beruhigt zu den Ergebnissen: „Diese Daten aus China wurden dringend benötigt. Es ist sicherlich beruhigend, dass diese Studie keinen Hinweis auf neue Varianten zeigte. Der Anstieg an Erkrankungen dürfte zum größten Teil auf das schnelle Beenden der zuvor wirksamen Kontrollmaßnahmen zurückzuführen sein.“ Es bleibe aber eine Unsicherheit: Bei einem riesigen Land wie China mit seiner großen Bevölkerung könne man nicht so einfach von einer Region auf den Gesamtstaat schließen. Man müsse die Situation jedenfalls weiter beobachten.

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