Es war dies das achte Lawinenopfer binnen weniger Tage in Tirol: Jenem 54-Jährigen, der am Montag in Niederthai im Ötztal von Schneemassen verschüttet worden war, wurde eine sogenannte Fernauslösung zum Verhängnis - eine Gefahr, die viele Wintersportler nicht auf dem Radar haben. Schon vor einem Jahr gab es in Spiss (Bezirk Landeck) fünf Tote durch aus der Ferne ausgelöste Lawinen.
Zwar herrschte erhebliche Gefahr (Stufe 3), doch der 54-jährige Skitourengeher aus dem Tiroler Oberland wähnte sich am Montag im relativ flachen Wannenkar bei Niederthai wohl in Sicherheit. Denn die Faustregel besagt: Bei Stufe 3 sind Hangneigungen ab 35 Grad tabu – das Wannenkar weist in dem Bereich aber lediglich etwa 30 Grad auf.
Man kann unter bestimmten Voraussetzungen selbst im scheinbar unverdächtigen Gelände eine Lawine auslösen.
Rudi Mair, Leiter Lawinenwarndienst Tirol
„Diese Faustregel gilt freilich nur bedingt“, schränkt Rudi Mair, Chef des Tiroler Lawinenwarndiensts, ein. „Man kann unter bestimmten Voraussetzungen selbst im scheinbar unverdächtigen Gelände eine Lawine auslösen.“ Genau das passierte dem 54-Jährigen. Die Schneemassen donnerten aus den steilen Seitenflanken herab ins Flache auf ihn.
„Es ist das Unguteste, das es gibt“
„Fernauslösung“ nennt sich dieses Phänomen, das lediglich an wenigen Tagen im Winter auftritt. „Es ist das Unguteste, das es gibt“, warnt der Sellrainer Lawinenexperte Lukas Ruetz. Voraussetzung dafür: ein massives Altschneeproblem, wie aktuell in Tirol.
Durchgehende Schwachschicht
„Ist eine durchgehende Schwachschicht bis ins steile Gelände vorhanden, so setzt sich ein Bruch in der Schneedecke im Flachen bis in die steilen Hänge darüber fort“, erklärt Lawinenguru Mair. Das Ergebnis: eine verheerende Fernauslösung.
Erinnerung an Tragödie im Vorjahr
Dieses Phänomen wurde vor einem Jahr auch jenem Bergführer in Spiss zum Verhängnis, der mit vier Gästen in einer Lawine starb. Die Gruppe hatte sich bereits im flachen Gelände befunden, als der „Weiße Tod“ aus der Ferne aus den steilen Flanken herab donnerte.
Wie heikel die Lawinensituation allgemein weiter ist, zeigt ein glimpflich ausgegangenes Unglück von Mittwoch im Verwall. Dort entgingen fünf Tourengeher nur ganz knapp dem „Weißen Tod“.
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