Jacques Offenbachs Operette „Die Großherzogin von Gerolstein“ punktet mit klugem Witz, einer geistreichen Rahmenhandlung und schrägen Einlagen an der Grazer Oper.
Es ist ein großer Spaß, den sich Offenbach mit seiner Operette „Die Großherzogin von Gerolstein“ anlässlich der Weltausstellung in Paris 1867 erlaubt hat. Und es ist ein großer Spaß, den Regisseur Peter Lund auf die Bühne der Oper stellt. Doch mit seiner geistreichen Rahmenhandlung, in der Daniel Doujenis als Offenbach, Markus Butter als Librettist Meilhac und Anna Brull als Diva Hortense Schneider glänzen, verortet er die mitunter leicht geschmacklose Satire auf Krieg, Militär und Günstlingswirtschaft nicht nur als Theater auf dem Theater in der Zeit des deutsch-französischen Kriegs, sondern auch im Heute und dem Krieg, der uns so nahe gerückt ist. „Ich bin Jude, ich darf über alles lachen“, sagt Offenbach, aber allen auf der Bühne und auch davor ist klar, dass das nicht immer so einfach ist.
Eigene Fassung mit Witz und Tiefgang
Und doch gelingt Lund mit seiner stark bearbeiteten Fassung ein wunderbar unterhaltsamer Abend, der mit Kalauern ebenso punktet wie mit geistreichem Witz. Der in der grenzenlosen Überzeichnung - perfekt dazu die schrillen Kostüme von Daria Kornysheva und die Scherenschnitt-artige Bühne von Ulrike Reinhard - eine erstaunliche Tiefe entwickeln kann.
Sänger zeigen komödiantisches Talent
Herrlich, wie sich Großherzogin und Hortense in Personalunion über den angebeteten Frrritz lustig machen. Anna Brull darf dabei all ihr komisches Talent ausspielen, aber auch eine gewisse Lebensweisheit der großen Diva. Als Frrritz gefällt Alexander Kaimbacher, der bei all der Lächerlichkeit seiner Figur Haltung und Stimme bewahrt. Bezaubernd seine Angebetete Wanda (Sieglinde Feldhofer) und hinreißend komisch Wilfried Zelinka als General Bumm, Ivan Oreščanin als Minister Puck und Martin Fournier als Prinz Paul - ihr Verschwörungs-Puppentanz ist eine Klasse für sich.
Für den nötigen Esprit sorgen Marius Burkert und die beherzten Grazer Philharmoniker, die Problematik, die eine deutsche Übersetzung mit sich bringt, können aber auch sie nicht immer überspielen.
Mit dieser „Großherzogin von Gerolstein“ ist der Grazer Oper endlich wieder eine spritzige, unterhaltsame und kluge Operette gelungen - hingehen und anschauen!
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