Hit reiht sich an Hit

Wiener Produzent begeistert die US-Hip-Hop-Stars

Wien
21.01.2023 16:00

Von Wien-Margareten aus produziert Dejan Nikolic aka Nik Dean für internationale Superstars wie Kodak Black, G-Eazy, Tory Lanez oder Gunna. Der 32-Jährige vernetzt sich von seinem Schlafzimmer aus bis nach Los Angeles und hat damit bereits viermal die Billboard-Charts angeführt und zahlreiche Gold- und Platinauszeichnungen eingeheimst. Wie es dazu kam und wohin die Reise geht, erzählt uns Dean im Interview.

„Krone“: Nik, wie hat es mit dir und der Musik begonnen? Was waren die ersten Schritte und die ersten großen Ziele?
Nik Dean:
Meine Begeisterung für Musikproduktion begann im Alter von 13 Jahren. Als in Wien geborenes Kind mit serbischen Wurzeln der 90er-Jahre (1990, um genau zu sein) wurde ich stark von Popmusik beeinflusst. Ich habe mir Songs im Radio angehört und dachte daran, wie ich die Produktion anders gemacht hätte. So startete mein neues Hobby - am Computer an Beats zu basteln. Damals benutzte ich ein Programm, das „Reason“ hieß. Heute arbeite ich nur noch mit „Fruity Loops“. Ich hatte bereits mit 16 den Traum, Musik zu meinem Beruf zu machen. Meine Liebe dazu war so groß, dass ich mir damals ein dummes Versprechen gegeben habe. Ich würde erst dann wieder Urlaub machen, wenn ich es geschafft hätte. Ich hatte tatsächlich erst 14 Jahre später, zu meinem 30er, meinen ersten Urlaub am Meer. Der dauerte ganze vier Tage und dann ging es wieder zurück nach Wien-Margareten, wo sich auch mein Studio befindet.

Du hast mit internationalen Größen aus dem Rap-Bereich wie Tory Lanez, G-Eazy oder Gunna gearbeitet. Wie kam es zum Kontakt nach Amerika und wie hast du dich über die Jahre dort vernetzt?
Instagram spielte dabei eine große Rolle. Es gab einen Wettbewerb von einem bereits Grammy-nominierten Produzenten, der via Instagram-Live veranstaltet wurde. Ich habe daran teilgenommen und gewonnen. Dadurch bekam ich Aufmerksamkeit von Produzenten in der Musikindustrie und habe mich vernetzt. Ich schickte dann Melodien zu anderen Produzenten, die den Beat fertigmachten und an Künstler weiterleiteten. Manche Beats sendete ich auch direkt zu den Künstlern, wenn ich den Kontakt hatte. Jeder neue Kontakt ist wie Frauen aufreißen - man muss sich immer etwas einfallen lassen.

Es gibt auch in den USA großartige Produzenten. Wie konntest du dich dort festkrallen und was ist am wichtigsten, um international wahrgenommen und auch ausgewählt zu werden?
Im Internet-Zeitalter gibt es keine Raumeinschränkungen mehr. Sich gut zu vernetzen, ist das A&O in dem Geschäft. Obwohl man als Musiker richtig gut sein muss, ist die Musik an sich nur „nebensächlich“. Man braucht viel Geduld, muss die richtigen Leute zur richtigen Zeit kontaktieren, etwas Lukratives auf den Tisch bringen können und sehr sozial sein. Um auf sich aufmerksam zu machen, muss man auch jede Social-Media-Plattform nutzen.

Hast du besonders interessante oder skurrile Geschichten auf Lager, die du mit uns teilen kannst?
Oh ja, so einige. Eine davon: Am 7. April 2019, kurz vor Mitternacht, bekam ich eine Textnachricht von meinem Manager, der meinte „hey, da ist jemand, der mit dir quatschen will“. Ich dachte mir anfangs nicht viel dabei. Maximal ein „okay. Hey ho, let’s go“. Er hat mich dann mit einem anderen Manager in einen Gruppenchat eingeladen. Der prüfte mich etwas und hat sich angeschaut, ob ich wohl kein „Weirdo“ wäre. Drei Minuten später rief mich Timbaland via Facetime an. Innerlich war da ein großes Gefühlschaos und viel Nervosität, da er ein Held meiner Zeit war. Wir haben über eine Stunde miteinander telefoniert, uns sehr gut verstanden und er hat mir Lob für meine Musik ausgesprochen. In dem Moment wurde mir das erste Mal bewusst, wie weit ich es geschafft habe. Es war definitiv einer der interessantesten, motivierendsten Momente meines Lebens.

Wie muss man mit solchen Kalibern arbeiten? Was ist wichtig und elementar? Und wie oft bist du bzw. warst du schon selbst in den USA?
Ich war bis jetzt zweimal in Miami und einmal in Los Angeles. Man darf nie vergessen, dass man da mit echten Menschen redet und keinen Superstar-Fabelwesen. Es ist ein Muss, respektvoll zu sein - wie jedem anderen gegenüber auch. Man sollte sich aber auch als gleichberechtigt identifizieren und allen bewusst machen, dass man es sich verdient hat, im selben Raum zu sein.

Nik Deans Studio in Wien-Margareten (Bild: Nik Dean)
Nik Deans Studio in Wien-Margareten

Vor einem Jahr wurdest du in die Top-10 der „Billboard-Charts“ bei den Rap-Produzenten gewählt. War das wie ein Ritterschlag und was bedeutet dir das im Gesamtkontext deiner Arbeit?
Es ist definitiv ein Ritterschlag und macht mich und meine Familie/Freunde stolz. Es ändert im Großen und Ganzen aber nicht viel an meiner Arbeit. Aus der Marketing-Perspektive ist das jedoch ein Türöffner.

Wie viele Gold- und Platinauszeichnungen hast du bislang insgesamt eingeheimst? Was würdest du als deine bislang größten Erfolge bezeichnen?
Offiziell war ich viermal auf Platz eins der Billboard-Charts, habe vier Gold- und zwei Platin-Auszeichnungen. Anhand von Zahlen kommen aber noch einige dazu, die noch nicht offiziell zertifiziert wurden. Mein stärkster Song ist „The Color Violet“ von Tory Lanez. Der steht jetzt bei fast 170 Millionen Streams, wurde aber weder mit Gold, noch mit Platin zertifiziert. Noch …

Was sind deine nächsten fixierten Projekte und welche Ziele hast du für deine Karriere? Was wäre dein größter Traum?
Fixe Projekte entstehen nur, wenn Verträge unterzeichnet wurden und der Song öffentlich publiziert wird. Ich habe zum Beispiel einen Song mit Jaden Smith, dem Sohn von Will Smith, der seit drei Jahren herumliegt und noch immer nicht veröffentlicht wurde. Ob und wann er rauskommt, das steht in den Sternen. Für 2023 wurden mir ein paar Projekte mündlich zugesagt, aber ich behalte sie lieber noch für mich. Mein Ziel dieses Jahr ist eine Grammy-Nominierung und der große Traum, einen Grammy zu gewinnen.

Mit welchen Künstlern möchtest du unbedingt noch arbeiten?
Drake, Travis Scott, Don Toliver, Justin Bieber, Rosalia und noch vielen anderen.

Wie ist es, in deinem Beruf in Österreich bzw. Wien zu arbeiten? Haben wir das Potenzial, international ein viel größerer Player im Musikbusiness zu sein? Würdest du auch gerne für bestimmte heimische Künstler produzieren und arbeiten?
Österreich ist meine Heimat und alle Menschen, die ich liebe, leben auch hier. Es freut mich also, dass ich diesen Beruf von hier aus ausüben kann. Potenzial gibt es auf jeden Fall! Ich hoffe auch, dass einheimische Kreative dieses Interview lesen und ihre Ziele und Träume viel weiter strecken. Alles ist möglich! Obwohl meine Musik nicht unbedingt zu RAF Camora passt, würde ich trotzdem gerne mal mit ihm arbeiten wollen.

Was macht deine Arbeit aus? Was ist das Wesentliche, das dich von der Konkurrenz hervorstechen lässt?
Ich denke, dass es ein Mix aus meiner Musik und meiner Persönlichkeit ist. Ich versuche meine Musik so simpel und eingängig wie möglich zu halten. Simplicity Is The Key! Als Person, versuche ich einfach
nur ein guter Mensch zu sein und behandle andere so, wie ich selbst behandelt werden will. Höflich und mit gesundem Respekt. Mein Manager sagte einmal, es wäre einfach, mit mir zu arbeiten und das würde er mitunter am meisten an mir schätzen.

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