„Ich bin schockiert“

Arzt küsst seinen Mann, wird aus Taxi geschmissen

Wien
27.12.2022 17:25

Ein bekannter Wiener Arzt wurde in der Bundeshauptstadt prompt aus einem Taxi geworfen, weil er im Auto seinen Lebensgefährten geküsst hatte. Der Mediziner macht gegenüber der „Krone“ seinem Ärger Luft. Das Taxiunternehmen bedauert - und will den Vorfall „aufklären“.

Nichtsahnend bestellte Promi-Arzt Christopher Wolf (56) gemeinsam mit seinem Partner am Abend des Stefanitages ein Taxi, um schnell und sicher nach Hause zu kommen. Doch schon nach ein paar Metern endete die Fahrt wieder. Weil er seinen Lebensgefährten geküsst hat!

„Der Taxifahrer hat mir während der Fahrt gesagt, ich soll meinen Ehemann nicht küssen oder aussteigen!“, so Wolf. Daraufhin mussten sie das Taxi dann verlassen. Doch es sollte noch viel schlimmer kommen. 

Sofort kontaktierte der Oberarzt und Kardiologe, der nicht zuletzt durch seine langjährige Beziehung mit Musical-Star Uwe Kröger bekannt wurde, die Taxi-Zentrale, um sich zu beschweren und um ein neues Taxi zu ordern. Doch die Mitarbeiterin sagte ihm nur, dass sie ebenfalls Schwule hasst. Der nächste Schock. Wolf ist enttäuscht und wütend.

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Ich dachte immer, Wien ist eine weltoffene und liberale Stadt, aber da habe ich mich wohl getäuscht. So etwas ist mir hier noch nie passiert. Ich bin schockiert, dass so etwas überhaupt möglich ist.

Christopher Wolf zur „Krone“

Auf „Krone“-Anfrage gibt sich das Taxiunternehmen zerknirscht. „Mit Bedauern habe man von dem Vorfall vor Kurzem Kenntnis erlangt. Wir nehmen jeden Vorfall, welcher im Widerspruch zu unseren hohen Qualitätsansprüchen steht, sehr ernst, weshalb wir den Fall detailliert aufklären werden“, heißt es von der Funkleitung.

Nachsatz: „Ich darf Ihnen jedoch versichern, dass weder Homophobie noch Islamophobie in unserem Unternehmen Platz finden werden! Als Fahrten-Vermittlungszentrale, werden wir jede Kooperation mit Unternehmern einstellen, welche dieser Voraussetzung nicht entsprechen. Mitarbeiter, welche diesem Grundsatz zuwiderhandeln, tragen ausnahmslos dienstrechtliche Konsequenzen. Als traditionelles Wiener Taxiunternehmen stehen wir seit Jahrzehnten für Offenheit, Diversität und Toleranz und werden hier auch zukünftig unseren Dienst an der Gesellschaft in diesem Sinne leisten.“

Taxifahrer und Unternehmen sind im Recht
Doch sowohl der Taxifahrer als auch das Unternehmen sind im Recht. Verschiedene Rechtsvorschriften verbieten Diskriminierungen beim Zugang zu Dienstleistungen und der Versorgung mit Gütern. Wird gegen diese Vorschriften verstoßen, drohen Verwaltungsstrafen, ein Verfahren vor der Gleichbehandlungskommission oder Schadenersatzklagen. Aber: Sexuelle Orientierung ist in Österreich nicht vor Diskriminierung geschützt.

„Österreich ist bis heute eines der letzten EU-Länder, in dem Schwule, Lesben und Bisexuelle nicht vor Diskriminierung im Privatleben geschützt werden. Wir fordern seit Jahren, dass genau solche Diskriminierungen in Taxis, aber auch in Lokalen oder bei der Wohnungssuche endlich verboten werden müssen“, so Mario Linder, Nationalratsabgeordneter (SPÖ) und Vorsitzender der SoHo.

Das Büro von Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr wollte auf „Krone“-Anfrage den Vorfall nicht kommentieren, da man keine Kenntnis über die Hintergründe habe.

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