Im SOS-Kinderdorf in Imst (Tirol) begehen 50 Kinder aus der Ukraine das erste Weihnachtsfest fernab der Heimat. Die befürchtete Melancholie blieb aus, im Gegenteil: Sie sind fasziniert.
Als ob das Schicksal die Waisen, Halbwaisen und Geschöpfe aus zerrütteten Familien nicht schon genug gebeutelt hätte, mussten sie auch noch aus ihrem „Sozialzentrum“ in der Südostukraine vor den Bomben und Raketen fliehen. Doch die 50 Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen fünf und 18 Jahren und ihre Betreuer hatten Glück, immenses Glück: Im März fanden sie Herberge im SOS-Kinderdorf.
Just in jenem, in dem Hermann Gmeiner im Jahre 1949 das weltumspannende Hilfswerk begründet hatte: im Kinderdorf in Imst mit dem symbolträchtigen Namen „Haus Frieden“. Dem Urkinderdorf also mit dem ursprünglichen Sinn, Waisenkindern ein Zuhause zu geben.
Jedes Mal beim Anzünden der Kerzen träumen die Kinder von ihren Wünschen.
Betreuerin Svetlana Valchekhovska
Kinder und Betreuer unendlich dankbar
„Die Älteren wissen natürlich, dass in ihrem Heimatland Krieg ist, die Jüngeren wissen lediglich, dass es Probleme gibt“, sagt Betreuerin Svetlana Valchekhovska beim unglaublich herzlichen Empfang für die „Krone“. Alle seien unendlich dankbar, dass sie in Imst sein dürfen. Für die Geflüchteten ist es allerdings das erste Weihnachtsfest fernab von der Heimat. Wird es sentimental oder emotional? Wird es gar Heimweh-Tränen geben? „Weihnachten ist bei uns ein lustiges Familienfest, in unserem Sozialzentrum hatten wir sogar Shows“, erzählt Svetlana.
Im orthodoxen Glauben werde es am 6. und 7. Jänner begangen (Julianischer Kalender) doch man übernehme gerne die hiesige Tradition und feiere am 24. in der Dorfgemeinschaft. Auch in der Ukraine zieht man das Weihnachtsfest heuer vor.
Lichter des Adventkranzes sollen Wünsche erfüllen
Die Kinder seien nicht traurig, sondern glücklich und entspannt und fasziniert vom „magic fire“ („magisches Feuer“) des Adventkranzes. „Jedes Mal beim Anzünden der Kerzen träumen die Kinder von ihren Wünschen“, sagt die Betreuerin. Und die haben sie – wie die heimischen Kids – in einem „langen Brief an das Christkind“ formuliert. Nur der Älteste habe nur einen Wunsch notiert: „Stop war!“ („Beendet den Krieg!“).
„Das SOS-Kinderdorf sorgt dafür, dass im Rahmen des neu eingeführten Wichtelsystems für jedes Kind ein Geschenk unter dem Christbaum liegt“, sagt Dorfleiter Christian Rudisch. Svetlana gibt zu, dass es für sie und ihre Kolleginnen nicht einfach ist: „Ich vermisse meine Familie, besonders meine Enkelkinder.“
Letztendlich wird das Leuchten der Kinderaugen ihr Heimweh überstrahlen, spätestens dann, wenn heute die vielen Lichter des Christbaumes noch mehr Magie ausstrahlen als jene des Adventkranzes.
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