Fußball-Weltmeisterschaften, was für Ereignisse. Wer könnte sich nicht an seine erste aktiv miterlebte WM im Kindesalter erinnern, wer wüsste nicht, welche Mannschaften schon die Herzen der Fans und den Weltmeisterpokal eroberten. Wer erinnert sich nicht an Ausrichterländer wie Deutschland, Frankreich, Mexiko, Argentinien, Spanien, Brasilien oder Italien. Und jetzt? Statt Frühsommer Frühwinter, statt in einem Fußball-begeisterten Land in einem Wüstenstaat ohne jede Kick-Kultur, in lauter neuen Stadien, die danach kein Mensch mehr braucht. Apropos Mensch: Das Übelste - im Emirat sind die Menschenrechte der große Verlierer. Polit-Professor Peter Filzmaier, auch so eine Art Sport-Professor h.c., widmet sich in seiner heutige Sonntags-Analyse in der „Kronen Zeitung“ der heute startenden WM. „Wir Fans“, schreibt er, „werden seitens des Weltfußballverbands FIFA und der Veranstalter zu Komplizen für die widerlichsten Menschenrechtsverletzungen gemacht“. Ja, nicht nur die Menschenrechte sind die Verlier dieser WM. Bei den Bauarbeiten sollen Tausende Sklavenarbeiter überhaupt ihr Leben verloren haben. Besonders bizarr, wie der Präsident der FIFA, also der Ausrichter dieses Mega-Events, mit all der Kritik umgeht. Er weist diese zurück und lieferte gerade einen besonders seltsamen Auftritt, in dem er der Menschheit mitteilte, er wüsste, wie es sei, diskriminiert zu werden, denn er sei gemobbt worden, weil er rote Haare hatte. „Krone“-Sport-Chef Peter Moizi widmet sich in seiner aktuellen Kolumne diesen neuesten Peinlichkeiten des FIFA-Präsidenten und schreibt: „Ein Satz, der für die verfolgten Minderheiten und unterdrückten Frauen eine Verhöhnung ist. Unpassend und selbstherrlich.“ Noch grotesker Infantinos weitere Aussage: „Heute fühle ich mich als Katarer, heute fühle ich mich als Araber, heute fühle ich mich afrikanisch. Heute fühle ich mich homosexuell. Heute fühle ich mich behindert, heute fühle ich mich als Arbeitsmigrant“. Da wundert es unseren Sportchef nicht, „wenn viele den Tiefpunkt dieser WM bereits vor dem Anpfiff des ersten Spieles erreicht sehen“. Wenn wir es positiv sehen wollen: Dann kann es jetzt nur aufwärts gehen. Hoffen wir auf sportliche Höhepunkte!
Unverbrauchte Gesichter. Sagt Ihnen Sozialministerin Brigitte Zarfl etwas? Wirtschaftsministerin Udolf-Strobl oder Verkehrsminister Reichhardt? Nie gehört? Keine Erinnerung? Macht nichts, selbst (Politik-)Journalisten können mit diesen Namen wenig anfangen. Eher vielleicht mit Verteidigungsminister Starlinger oder Innenminister Peschorn - da klickt es schon eher. Und natürlich bei Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein. Sie wissen: Diese Dame führte nach dem Ibiza-Skandal samt Bruch der Regierung Kurz-Strache als erste Kanzlerin sieben Monate eine Beamtenregierung. Niemand will nun behaupten, dass diese Beamten- oder Expertenregierung geglänzt hätte. Und doch führte jetzt eine aktuelle repräsentative Umfrage zur „Krone“-Schlagzeile am Freitag: „Mehrheit will wieder Experten-Regierung“. Was für ein Armutszeugnis für die aktuelle Regierung, für die aktuelle Politikerriege! Aber andererseits auch wenig überraschend, sieht man, was diese allein in dieser Woche wieder geliefert hat. Die ÖVP verstrickt sich in interne Debatten in der Asylfrage und treibt so die Wähler scharenweise Richtung FPÖ. Der Nationalratspräsident kämpft um sein goldenes Klavier im Parlament. Rote und Grüne trudeln durchs Geschehen. Bei all dem öden Hickhack - da darf es nicht verwundern, wenn die Sehnsucht nach unverbrauchten Gesichtern wächst.
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