Verlagerung der Güter

An Schienenausbau führt kein Weg vorbei

Vorarlberg
11.10.2022 15:30

Die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene ist eines der erklärten Ziele der Landesregierung. Allerdings gehe man dabei von komplett falschen Rahmenbedingungen aus, kritisiert die Industriellenvereinigung.

Vorarlberg befindet sich grundsätzlich auf einem guten Weg in Richtung Energieautonomie, im Bereich der Mobilität hinkt man aber nach wie vor weit den gesteckten Zielen hinterher. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Warenverkehr im wahrsten Sinne des Wortes „nicht auf die Schiene kommt“. Erst vor Kurzem hat das Land gemeinsam mit der „ÖBB Infrastruktur AG“ den künftigen Bedarf an die Schieneninfrastruktur in Vorarlberg erhoben und anhand dieser Daten ein Güterverkehrskonzept erstellt. So weit, so begrüßenswert.

Blöd allerdings, wenn der Befund mit der Realität nur sehr wenig zu tun hat. Christian Zoll, Geschäftsführer der Vorarlberger Industriellenvereinigung (IVV), kritisiert, dass die Analyse ausnahmslos auf Zahlen aus der Vergangenheit basiere: „Das hat zur Folge, dass sowohl das Land wie auch die ÖBB den Bedarf massiv unterschätzen.“

Eine Rechnung, die nie und nimmer aufgehen könne
Die IVV hat ihrerseits eine Studie in Auftrag gegeben - und deren Ergebnisse lesen sich ganz anders: Demnach wird die vom Land für das Jahr 2040 prognostizierte Nachfrage bereits heute erreicht. Ralf Chaumet, Autor des IVV-Gutachtens, zeigt das Missverhältnis zwischen Annahme und Realität anhand eines konkreten Beispiels auf: „In der Studie des Landes ist man auf der Strecke Wolfurt-Lauterach Süd für 2019 von insgesamt sechs Güterzügen pro Tag ausgegangen. Die Realität ist allerdings, dass bereits jetzt 27 Güterzüge pro Tag diese Strecke nutzen.“

Weiters seien von Land und ÖBB die morgendlichen Stoßzeiten im Personenverkehr nicht berücksichtigt worden, zudem hätte man den zukünftigen Bedarf der Unternehmen nur unzureichend erhoben. Unterm Strich steht also eine Rechnung, die nie und nimmer aufgehen kann. Soll meinen: Eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene bei gleichzeitigem Ausbau des Personenverkehrs wird sich ohne einem massiven Ausbau der Eisenbahninfrastruktur nicht spielen.

Ein viertes Gleis im Rheintal
IVV-Vizepräsident Hubert Rhomberg wünscht sich daher ein Umdenken des Landes sowie eine fundierte Analyse des Bedarfs - und zwar unter Einbeziehung der Unternehmen. An einem Gleisausbau führe jedenfalls kein Weg vorbei: „Wir wissen schon jetzt, dass wir so schnell wie möglich die durchgehende Dreigleisigkeit von Bregenz bis Feldkirch für einen qualitativ hochwertigen Güterverkehr brauchen. Einige Ausbauten müssen deshalb in einem Stufenplan vorgezogen werden, um einen funktionierenden Güterverkehr zu gewährleisten. Mittelfristig muss auch ein viertes Gleis im Rheintal folgen.“

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Derzeit muss ein Güterzug stehen bleiben, wenn ein Personenzug verspätet ist. Unter anderem hat das zur Folge, dass ein Personenzug nach Wien weniger als sieben Stunden benötigt, ein Güterzug jedoch mehr als zwei Tage.

Hubert Rhomberg

Geht es nach Rhomberg, dann sollte sich die Landesregierung beim Bund auch dafür einsetzen, dass die Bevorzugung des Personenverkehrs hinterfragt wird: „Derzeit muss ein Güterzug stehen bleiben, wenn ein Personenzug verspätet ist. Unter anderem hat das zur Folge, dass ein Personenzug nach Wien weniger als sieben Stunden benötigt, ein Güterzug jedoch mehr als zwei Tage!“ Ein Lkw schafft die Strecke übrigens in weniger als acht Stunden...

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