„Krone“-Kommentar

Energie: Europa wird zum Spielball der USA

Analysiert für die „Krone“: Wirtschaftsexperte und stellvertretender Chefredakteur Dr. Georg Wailand

(Bild: Krone KREATIV, stock.adobe.com)

Die gute Nachricht zuerst: Die Raffinerie Schwechat produziert wieder Diesel im vollen Ausmaß, das wird im Winter helfen. Und sonst? Wie schlägt sich Europa in der gefährlichen Energiekrise?

Leider ganz schlecht. Die EU sollte es ja erleichtern, gemeinsame Strategien zu verfolgen, gemeinsam Öl- oder Gasmengen günstiger einzukaufen, Lücken im Pipeline-Netz zu schließen - als stärkster Wirtschaftsraum der Welt sollte das gelingen. Aber wie das Nullergebnis des Treffens der „Europäischen Politischen Gemeinschaft“ mit 44 Staats- und Regierungschefs zeigt, ist Europa zum Spielball der Interessen der Großmächte geworden.

Das betrifft nur Putin und seinen Angriffskrieg plus Erpressung mit den Gaslieferungen? Nicht nur, denn auch die USA spielen ihr Spiel auf Kosten Europas: Sie verdienen mächtig an den Flüssiggas-Lieferungen, Preise und Mengen haben sich vervielfacht - und Europa muss noch artig „Danke“ sagen und Höchstpreise bezahlen, von einem Freundschaftsrabatt ist keine Rede.

Gemeinsame Reserven? Gemeinsame Energiegewinnung? Europa hüpft wie ein Zappelphilipp von einer Schlagzeile zur nächsten, zu mehr reicht es nicht.

Jetzt haben auch die Scheichs Europa in die Suppe gespuckt: Die Reduktion der Ölproduktion wird die Preise hochtreiben - just zu einer Zeit, wo genau über das Gegenteil verhandelt wird. Nämlich über Preisdeckel für Gas und Öl. Die USA schauen zu, wie ihre Verbündeten im Nahen Osten so egoistisch agieren.

Es ist ein Jammerbild, das Europa in der Energiekrise abgibt ...