„Krone“-Interview
Der Traum von einer Welt ohne Krieg und Armut
Ex-UNO-Chef Ban Ki Moon, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und dessen Amtsvorgänger Heinz Fischer im ausführlichen „Krone“-Gespräch.
Was sie sich wünschen würden, lautete die Abschlussfrage an den früheren UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seinen Amtsvorgänger Heinz Fischer nach einem langen gemeinsamen Gespräch mit der „Krone“. Eine Welt, in der die Menschen einander zuhören und ihre Rechte geachtet werden, in der niemand arm ist, Männer und Frauen gleichberechtigt und in der Kriege verboten sind, sind sie sich einig. Ban träumt gar von einer Welt-Staatsbürgerschaft. Ganz wie schon John Lennon im Jahr 1971 in seiner Friedens-Ballade „Imagine“: Stell dir vor, es gibt keine Staaten und keinen Besitz, nichts, wofür getötet oder gestorben wird.
Leider ist das unrealistisch, wie Ban nicht zuletzt am Beispiel seiner koreanischen Heimat erklärt. Als Kind war er Binnenflüchtling, der Kriegszustand zwischen Nord- und Südkorea dauert aber bis heute an, und der frühere UNO-Chef sieht in diesem Punkt leider keinen Anlass für Optimismus. Eine Wiedervereinigung ist schlichtweg unrealistisch. Alle Gipfeltreffen auf höchster Ebene haben nichts gebracht.
Ähnliches gilt für Taiwan, das sich selbst als eigenständigen Staat betrachtet, von China aber als abtrünnige Provinz gesehen wird. „Eine Lösung“, sagt Heinz Fischer, „ist nicht in Sicht.“ Man könnte nur auf die Vernunft hoffen und darauf, dass es keinen Grund für Krieg gibt.
Van der Bellen: „Gefährliche Entwicklungen“
Das Problem heute, so Alexander Van der Bellen, sei, dass es so viele Krisen auf einmal gebe. Die Pandemie sei noch nicht vorbei. Niemand wisse, was der Winter bringe. Der Krieg Russlands in der Ukraine treibe die Energiepreise in die Höhe. Das sei ein Problem für die Wirtschaft wie für den Einzelnen. All das seien gefährliche Entwicklungen.
„Die Menschen machen sich Sorgen“, so der Bundespräsident. „Und sie haben allen Grund dazu.“ Dennoch versucht er zu beruhigen. Die EU reagiere koordiniert und spreche Russland gegenüber mit einer Stimme: „Das hat Putin überrascht. Damit hat er nicht gerechnet.“ Dennoch sollten wir uns keine Illusionen machen: „Der Krieg wird noch länger dauern.“ Aber wir müssten nicht nur deshalb weg von der fossilen Energie. Das hätte schon vor Jahrzehnten passieren sollen. Dann wären wir jetzt nicht abhängig von russischem Gas.
Ban: „Aufgabe der Poltitik ist, Menschen Hoffnung zu geben“
„In Bezug auf den Klimawandel waren wir ein bisschen wie Schlafwandler“, erklärt Van der Bellen. „Er wurde von zu vielen nicht ernst genommen.“ Nicht nur in diesem Punkt bräuchten wir eine „globale Vision“, sagt Ban. Es gebe so viel Frustration auf der Welt: „Dabei ist es Aufgabe der Politik, den Menschen Hoffnung zu geben.“
Fischer: „Am Ende gibt es nur Verlierer“
Die Lehre aus der Geschichte sei, dass Krieg keine Probleme löse, ergänzt Fischer: „Am Ende gibt es nur Verlierer. Auch die Sieger sind in Wahrheit Verlierer.“ Nach all den Toten. Und Bundespräsident Alexander Van der Bellen schließt: „Wir alle wollen Frieden.“ Womit wir wieder bei John Lennons schönem Traum sind.
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