Helfer arbeiten analog

Streit um Digitalfunk: Kärnten als „Sorgenkind“

Kärnten
02.08.2022 16:00

Die Katastrophe vom Gegendtal hat gezeigt, wie wichtig eine funktionierende Kommunikation für die Einsatzkräfte ist. Seit Jahren wird diskutiert, welche Plattform die Beste ist - und Kärnten kommt dabei auf keinen grünen Zweig. Der Bund will den Digitalfunk nun mit allen Mitteln durchsetzen...

Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner war 2003 noch einer der größten Fans des damals neuen digitalen Funknetzes: „Ich arbeitete in der Einsatzleitstelle beim Roten Kreuz und habe in Tetra (Terrestrial Trunked Radio, ist als Plattform für gebündelte Mobilfunkdienste gedacht, mit denen Behörden über Mobilfunk vernetzt werden können) die Zukunft gesehen. Doch damals hat die Umrüstung auf den Digitalfunk in Kärnten niemanden interessiert.“ Das hat sich bis heute nicht geändert, auch wenn seit 2018 Fellner selbst als politischer Referent zuständig ist. „Bei meinem Einstieg in die Regierung war der Standard überholt. Und ich stehe dazu, dass es hinaus geschmissenes Geld wäre, jetzt in diese veraltete Technologie zu investieren“, verteidigt er sich.

Bis zu 240 neue Sendemasten benötigt
100 Millionen Euro würde der Umstieg, wie berichtet, kosten; im ganzen Land müssten bis zu 240 neue Sendemasten errichtet werden, damit Polizei, Feuerwehr, Rettung und andere Einsatzorganisationen flächendeckend auf einer Welle sind. Die Erfahrung des Innenministeriums hat gezeigt, dass nur etwa ein Drittel des Funkverkehrs auf die Polizei entfällt, der Rest auf die anderen Helfer.

100 Millionen

So viel kostet es laut Berechnung des Landes, den Digitalfunk in Kärnten einzuführen. Ursprünglich war noch von 22 Millionen die Rede gewesen.

Fellner hält eine einheitliche Plattform derzeit gar nicht für notwendig: „Die Katastrophenhilfe im Gegendtal hat gezeigt, dass unser Analogfunk bestens funktioniert. Zudem kommt es nie vor, dass der Schaufler vor Ort oder der Feuerwehrmann mit schwerem Atemschutz plötzlich mit der Polizei reden muss, dafür gibt es die Einsatzleitung mit einer Hierarchie.“

Land und Innenministerium werden sich nicht einig
Er wiederholt sein striktes Nein zum Digitalfunk, was das Innenministerium erbost: „Mit Kärnten gibt es trotz jahrelanger Bemühungen und Verhandlungen nach wie vor keine Vereinbarung zum Ausbau des Digitalfunknetzes“, so Sprecher Harald Sörös. Daher müsse man nun reagieren. „Bis Ende 2023 werden 48 Mobilfunkstandorte für den Digitalfunk adaptiert. Dadurch sind das hochrangige Straßennetz – Autobahnen, Bundesstraßen – und die Bezirkshauptstädte durch Digitalfunk abgedeckt.“

Flächenmäßig sei das zwar nur ein Drittel des Landes, allerdings gäbe es ohne Kärntner Kooperation keine andere Möglichkeit. Sörös: „Wir können zumindest drei Viertel der Bevölkerung erreichen.“ Abgelegene Straßen, kleinere Gemeinden, Berge, die Polizeihubschrauber bleiben also sowieso analog. Macht das alles Sinn?

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Ich möchte Kärnten zu einem Vorzeigeland für moderne High-Tech-Kommunikation machen.

Landesrat Daniel Fellner

Daniel Fellner: „Nein. Aber die Zukunft schaut anders aus – ich möchte Kärnten zu einem Vorzeigeland für moderne High-Tech-Kommunikation machen.“ Gespräche würden bereits laufen; Videos zeigen, wie ein digital gesteuerter Einsatz mit Drohnen, Bodycams und Live-Daten laufen könnte. Wann wird das spruchreif? Da bleibt Fellner vage – und damit die Sorge, dass es weitere 19 Jahre dauert

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