Auch in OÖ

Keine heile Welt: Jugend lebt „Gangsterkultur“

Oberösterreich
30.07.2022 06:00

Eine Serie von Gewalttaten, die von Teenagern verübt wurden, schockt Oberösterreich. Für einen Polizeipsychologen ist das wenig überraschend, er sieht Eltern und Politik gefordert.

Eine Jugendbande, die im Bezirk Vöcklabruck viele Menschen in Angst und Schrecken versetzte, kleine Mädchen zu Sex-Videos und -Bildern überredetet; zwei junge Männer (17 und 18 Jahre), die am Bahnhof Aurachkirchen einen Obdachlosen mit einem Baseball-Schläger verprügelten und die Tat auch noch filmten. Und in beiden Fälle fehlendes Unrechtsbewusstsein. Ist die Jugend von heute schon so verroht? Die „Krone“ hat mit dem Experten Barnabas Strutz gesprochen. „Man darf sich nicht wundern. Die Jugend lebt in einer ,Gangsterkultur‘. Das wird ihr in Musik und Videos vorgelebt. Mord, Raub und sexuelle Gewalt gegen Frauen sind da ganz normal“, sagt der klinische Psychologe gegenüber der „Krone“ zu den Vorfällen.

Fehlende Empathie bei den Gewalttätern
Eines der Hauptprobleme sei die fehlende Empathie, also die Fähigkeit und Bereitschaft, sich in andere Menschen und deren Gefühle zu versetzen. „Das ist eine Frage der Erziehung. Das lernt man von den Eltern, und genau die sind da gefordert“, sagt der Psychologe. Er fordert deshalb, dass schon in den Kindergärten viel mehr auf die Psyche der Kinder geachtet wird, damit man frühzeitig psychologische Hilfe und Therapien anbieten kann. „Da muss man ganz genau hinschauen, und da gehört viel mehr Geld in die Hand genommen“, sieht er auch die Politik gefordert, die auch die Eltern sehr genau im Blick haben müsse, denn viele Erziehungsberechtigte seien überfordert oder hätten selbst Probleme.

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In harten Zeiten greifen viele zu Gewalt, weil es ihr einziges Ventil ist, mit ihrer Sorgen und Ängsten umzugehen.

Barnabas Strutz, Klinischer Psychologe

Von einer Art Kuschelpädagogik hält Barnabas Strutz aber wenig. „Die Täter gehören bestraft, denn damit werden ihnen Grenzen aufgezeigt, die sie oft nicht kennen“, so der Experte. Eine Erklärung für die Vielzahl an Straftaten von Jugendlichen hat er: „In harten Zeiten ist Gewalt für viele ein Ventil, weil sie anders mit ihren Ängsten nicht umgehen können.“

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