„Krone Vorarlberg“-Kolumnist Harald Petermichl hat sich für die neueste Ausgabe von „Ach, übrigens...“ mit zwei freigesprochenen Ex-Fußballpräsidenten und dem Komponisten einiger Fußball-Hymnen beschäftigt.
Nachdem Sepp Blatter und Michel Platini nach ihrem Freispruch vor dem Gericht in Bellinzona umgehend einen bis heute andauernden Wettbewerb im Um-die-Wette-Strahlen ins Leben gerufen haben und sich gar nicht mehr einkriegen vor lauter Glück, ohne dabei mit kryptischen Andeutungen über hundsgemeine Verschwörungen, Kabalen, Intrigen und Komplotte zu geizen, auf denen die Anklage der Schweizer Staatsanwaltschaft beruht haben soll, fragt man sich nicht ganz zu Unrecht, warum zu diesem Anlass nicht längst eine famose Jubelhymne über Bellinzona geschrieben worden ist. Zwar findet man auf den schnellen Blick zwölf Songs, in denen die zweitgrößte Stadt des Kantons Tessin vorkommt, aber keiner davon trägt einen aussagekräftigen Titel wie etwa „Giustizia a Bellinzona“ oder „Due funzionari felici a Bellinzona“.
Vielmehr findet man beispielsweise die nach einer Prägung auf Berner Mistkübeln benannte Band „Patent Ochsner“ mit der recht unglaubwürdigen Zeile „s’hed schnee in bellinzona gha“ und Sumi lässt in der lokalen Karnevalshymne „In Zona (The Official Rabadan Anthem)“ mit der experimentellen Zeile „Vieni anche tu che ci divertiamo in zona // Io giro per tutta Bellinzona // Raba-Raba-Rabadan“ aufhorchen, aber letztlich wird all dies dem erhebenden Anlass nicht mal im Ansatz gerecht, weil genau das fehlt, was Gänsehaut erzeugt: Das Hymnische eben. Aber die Chancen stehen gut, dass bald Abhilfe geschaffen wird, denn es gibt da einen begabten Komponisten namens Yohann Zveig, der sich mit Hymnen auskennt wie kaum ein anderer und der sich daher anböte, mit diesem überfälligen Opus betraut zu werden.
Denn immerhin hat Zveig für die UEFA die Hymne der Europa League komponiert, aus seiner Feder stammt die Musik zu der von „France Football“ organisierten Verleihung des prestigeträchtigen Ballon d’Or und auch der DFB hat sich von Yohann Zveig schon 2013 eine Hymne auf den Leib schreiben lassen, die „Tradition und Zukunft vereint“, wie ein Fußballbund-Oberer seinerzeit meinte. Da kennt sich also einer aus mit hymnischen Klängen, hat ordentlich Erfahrung darin, welche Musik der Fußball braucht. Und um das Gesamtpaket abzurunden, ist Yohann Zveig auch gleich noch der Schwiegersohn von Michel Platini. So bliebe also alles in der hyperharmonischen FIFA-UEFA-Familie und man sollte in Zürich oder Nyon nicht länger zögern, diesen sicher gut dotierten Auftrag zeitnah zu vergeben, bevor am Ende noch Andreas Gabalier oder Helene Fischer auf die Idee kommen, Bellinzona eine Hymne zu widmen.
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