Zivilisten sitzen fest

Kadyrow-Soldaten wollen Lyssytschansk „säubern“

Ausland
04.07.2022 14:34

Russische Truppen haben am Sonntag die ostukrainische Stadt Lyssytschansk besetzt. Darunter sind auch Kämpfer aus Tschetschenien. Machthaber Ramsan Kadyrow postete auf seinem Telegram-Kanal Videos, die tschetschenische Spezialkräfte in der Stadt zeigen sollen (siehe oben). Darin sind Soldaten zu sehen, wie sie Fahnen schwenken, „Allahu akbar“ rufen und ein Siegesbanner im sowjetischen Stil hissen. Sie kündigten eine „Säuberungsaktion“ für die Stadt an.

So erklärten Kämpfer in verschiedenen Videoclips am Samstag, dass man die Stadt „ohne Verluste an Personal“ eingenommen haben und sie nun von den verbliebenen ukrainischen Streitkräften „gesäubert“ werden solle. Am Sonntagabend bestätigte die Ukraine, dass Lyssytschansk nach wochenlangen Kämpfen von russischen Truppen eingenommen wurde und sich die ukrainischen Verteidiger aus der Stadt zurückziehen. Mit der Einnahme von Lyssytschansk und der damit verbundenen Kontrolle über das ganze Gebiet Luhansk hat der Kreml eines seiner wichtigsten Kriegsziele erreicht.

„Weiß nicht, was mit den Männern passieren wird“
Die Zivilisten in der Großstadt in Luhansk sitzen jetzt praktisch fest, so der Militärgouverneur der Region, Serhij Hajdaj. Von den einst mehr als 100.000 Einwohnern, seien nur noch wenige Tausend übrig, erklärte Hajdaj am Montag. Diese könnten zwar theoretisch die besetzten Gebiete verlassen, „aber nur über Russland und andere Länder. Und ich weiß nicht, was mit den Männern in der Gegend passieren wird. Sie könnten gezwungen werden, an der Front zu kämpfen“, sagte der Gouverneur.

Hunderttausende Menschen aus der Region sind auf der Flucht. Nach Hajdajs Angaben gab es am Montag im Westen Lyssytschansks weitere Gefechte. In dem Ballungsraum sei inzwischen fast alles zerstört: Die Infrastruktur sei zu 90 Prozent beschädigt, 60 Prozent der Wohnhäuser seien zerstört. Unabhängig sind die Angaben kaum zu überprüfen.

Nach Einschätzung des Gouverneurs nach werden sich die russischen Truppen nun auf die Nachbarregion Donezk konzentrieren. Er rechne damit, dass vor allem die dortigen Städte Slowjansk und Bachmut angegriffen würden, sagt Gouverneur Serhij Hajdaj der Nachrichtenagentur Reuters. Russland versuche, die vollständige Kontrolle über den Donbass zu erringen. Diese Region an der Grenze zu Russland besteht aus den ukrainischen Regionen Luhansk und Donezk.

Selenskyj: „Werden zurückkommen“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte unterdessen an, verloren gegangenes Territorium mithilfe westlicher Waffen zurückerobern zu wollen. „Wenn das Kommando unserer Armee Menschen von bestimmten Punkten der Front abzieht, wo der Feind den größten Feuervorteil hat - insbesondere Lyssytschansk - bedeutet das nur eins: Dass wir dank unserer Taktik, dank der verstärkten Versorgung mit modernen Waffen, zurückkommen werden. Die Ukraine gibt nichts verloren.“

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