Ach, übrigens...

Subjektiv oder Objektiv? Alles Gute Herr Ribbeck!

Vorarlberg
19.06.2022 07:00

„Krone Vorarlberg“-Kolumnist Harald Petermichl hat sich für die neueste Ausgabe von „Ach, übrigens...“ mit den Punktequotienten sogenannter Erfolgstrainer:innen beschäftigt und dabei am Beispiel des deutschen Ex-Bundestrainers und Geburtstagskindes Erich Ribbeck, eine weitere, qualitative Bewertungsebene ausgemacht.

Horst Hrubesch steht ganz oben, schaut man sich die Rangliste deutscher Nationaltrainer:innen genauer an: Nach der Drei-Punkte-Regel rangiert das ehemalige Kopfballungeheuer mit 2,75 Punkten vor Hansi Flick (2,38), Silvia Neid und Martina Voss-Tecklenburg (je 2,35). Auf den hinteren Plätzen dann punktgleich Franz Beckenbauer und Rudi Völler und das Tabellenende ziert mit einer Quote von 1,50 Erich Ribbeck. In Österreich führt das in derartigen Statistiken häufig nicht berücksichtigte Duo Schurl Schmidt und Felix Latzke (2,00) diese Reihung an, gefolgt von Karl Stotz (1,88), Hugo Meisl (1,83) und Franco Foda (1,81), während Karel Brückner und Franz Riedl mit „Na ja“-Punktequotienten am Ende des Feldes rangieren.

Ribbeck, um auf den gebürtigen Wuppertaler zurückzukommen, war aber durchaus nicht immer erfolglos. Immerhin war er 1968 mit 31 Jahren der jüngste Trainer in der deutschen Bundesliga und hat es sogar geschafft, mit dem auf zweite Plätze abonnierten Team von Bayer Leverkusen (Vizekusen) 1988 den UEFA-Cup zu ergattern, zu einer Zeit, als die heimische Spielstätte noch den Namen des ehemaligen I.G. Farben-Vorstandsmitglieds Ulrich Haberland trug.

Spröde aber beseelt
Vor ein paar Tagen ist „Sir“ Erich 85 geworden und ein Blick in die Chronik zeigt, dass sein typischer Sprechduktus für heutige TV-Moderator:innen aus der Schwurbelabteilung völlig ungeeignet wäre. Jessy Wellmer („Steht Italien schon mit einer halben Pizza im Achtelfinale?“) oder Rainer Pariasek („Rang Rangnick“) würden jedenfalls sparsam schauen, erhielten sie eine Ribbeck-Antwort wie „Muss ich das jetzt als Frage verstehen oder die Antwort so beantworten, wie Sie sie in Ihre Frage reingelegt haben? Sie haben Ihre Frage so gestellt, dass man das Gefühl haben muss, als wenn ich das, was Sie gerade gesagt haben, vorher schon gesagt hätte. Das habe ich aber nicht gesagt. Dem, was ich gesagt habe, möchte ich nichts hinzufügen.“ Derlei von kantiger Sprödheit beseelte Äußerungen gibt es einige und zum 85. von Sir Erich muss natürlich auch das Kultexemplar ganz oben auf der Torte prangen: „Grundsätzlich werde ich versuchen, zu erkennen, ob die subjektiv geäußerten Meinungen subjektiv sind oder objektiv. Wenn sie subjektiv sind, werde ich an meinen objektiven festhalten. Wenn sie objektiv sind, werde ich überlegen und vielleicht die objektiven, subjektiv geäußerten Meinungen der Spieler mit in meine objektiven einfließen lassen.“ Heute würde so ein Statement gar nicht mehr ungeschnitten zwischen zwei Werbeunterbrechungen passen.

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