Gemeinde klagt Bürger

Streit um Baugrund in Polling droht zu eskalieren

Tirol
23.04.2022 11:00

Eine Gemeinde fordert von einem jungen Bürger ein Grundstück zurück, das sie ihm günstig verkauft hat. Das ist im Kern die Geschichte, um die es in Polling geht. Die Causa schlägt mittlerweile hohe Wellen: Sie beschäftigt Gerichte, verursacht immense Kosten und persönliches Leid. Und sie hat das Zeug zum Politkrimi.

Mario Greil (30) ist in Polling verwurzelt und möchte hier mit seiner Familie ein Haus bauen. Eigentlich sollte es längst stehen. „Als der Kaufvertrag 2018 unterschrieben und 2019 bestätigt war, habe ich Keller und Fertigteilhaus bestellt“, erzählt Greil. Dass er jetzt ohne Haus und vielleicht bald ohne Grundstück dasteht, macht ihm zu schaffen.

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Nichts wurde absichtlich verschwiegen. Es war bei der Antragstellung schlicht kein Thema.

Mario Greil

Gemeine klagte: Besitz sei verschwiegen worden
Was ist passiert: Die Gemeinde hat Mario Greil geklagt, weil sie das Grundstück zurückhaben will. Die Begründung: Der Antragsteller habe verschwiegen, dass seine damalige Lebensgefährtin und jetzige Frau in Thaur bereits ein Grundstück besitzt. Dahinter steckt das berechtigte Bestreben von Gemeinden, günstige Baugründe jenen zu überlassen, die es wirklich brauchen. Mit 60.000 € für 400 Quadratmeter gehört besagtes Areal eindeutig in die Kategorie günstig.

Landesgericht wies die Klage der Gemeinde ab
„Nichts wurde absichtlich verschwiegen. Es war bei der Antragstellung schlicht kein Thema.“ Das sagt Greil. „So sieht es auch das Gericht und hat zu Gunsten meines Mandanten entschieden“, betont sein Rechtsanwalt Matthias Waldmüller. Die Gemeinde hat nun berufen.

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Es steht der Gemeinde zu, den Fall prüfen zu lassen. Aber jetzt ist es genug.

Liste-Fritz Abgeordneter Markus Sint

Vater spricht von einem Stellvertreterkrieg
Damit droht die Situation zu eskalieren. Greils Vater Robert, Oppositionspolitiker in Polling, spricht von einem Stellvertreterkrieg: „Mein Sohn wird zur Opferbank geführt, weil man mich treffen will.“ Greil senior hat unter anderem öffentlichkeitswirksam eine Wohnungsvergabe an den ehemaligen Ortschef kritisiert. Auch Markus Sint von der Liste Fritz ortet Sippenhaftung: „Es steht der Gemeinde zu, den Fall prüfen zu lassen. Aber jetzt ist es genug.“ Sint verweist auf Kosten von mehr als 50.000 Euro, die durch den Rechtsstreit bereits entstanden seien, Greil junior auf die steigenden Baukosten, die ihn belasten. 50.000 € Mehrkosten sollen es bereits sein.

„Vergleich akzeptiert, dann wieder abgelehnt“
Pollings Bürgermeisterin Gabriele Rothbacher verwehrt sich gegen den Vorwurf der Sippenhaftung. Man habe Mario Greil einen Vergleich angeboten, den dieser zuerst akzeptiert, dann aber wieder abgelehnt habe. Um die Berufung sei man nicht herumgekommen, weil die Haftpflichtversicherung anderenfalls nicht für den allfälligen Schaden aufkommen würde. Am Montag wird der Gemeinderat mit der Causa befasst. Es dürfte hitzig werden.

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